Leseprobe aus Bang Bang stirbt

Kaiser zögerte einen Moment und sagte dann mit einem winzigen Stimmchen: „Es gibt da noch …“, er trat an einen kleinen Schrank und holte einen Pappkarton hervor, „… das hier.“ Er hob den Deckel, und Zabriskie sah einen Berg Postkarten und Briefe. Sie waren in kindlicher Jungmädchenhandschrift An den süßen Bang Bang oder An das süße Bärchen adressiert.

Kaiser sagte: „Das ist Fanpost. Das hier ist nur das Aufkommen der letzten Monate. Er war der absolute Star hier.“

Und du nicht, dachte Zabriskie. Ihr fielen die Pandaschneekugeln, Pandaradiergummis, Pandatopflappen und das andere Pandazubehör vorne am Kassenhäuschen wieder ein. Jeder Scheiß wird Merchandise. Sie nahm die Kiste mit der Fanpost in Empfang, ohne Kaiser dabei zu berühren.

„Weiß das Publikum, dass Bang Bang ein ehemaliger Mafiakiller ist?“, fragte Pachulke.

„Nein“, sagte der Zoodirektor. „Das ist geheim. Das soll unseren Tieren die Möglichkeit geben, ein unbescholtenes Leben zu beginnen. Außerdem sind sie nach außen hin natürlich Sympathieträger. Wer will schon ein Poster von jemandem kaufen, der Menschen bei lebendigem Leib Bambusschößlinge durch den Leib hat wachsen lassen?“

Pachulke nickte. Das hätte Dorfner interessiert. Zum Glück war er nicht hier.

Kaiser suchte in einem Ordner und überreichte Pachulke ein Foto von Bang Bang. „Das hier ist vier Wochen alt. Ich habe es für die neuen Autogrammkarten gemacht.“

„Autogrammkarten?“

„Ja, ein faksimilierter Pfotenabdruck.“

„Vielen Dank, das ist uns eine große Hilfe.“

„Wollen Sie eine Großfahndung nach ihm durchführen oder so?“, fragte der Zoodirektor.

„Wir wissen noch gar nicht, was wir machen. Entführungen sind immer heikel“, sagte Pachulke und hob die Hände, als wollte er den Zoodirektor segnen.

„Nicht dass die Entführer durchdrehen und ihn umbringen“, sagte der Zoodirektor.

Kaiser schüttelte den Kopf. „Das größte Risiko für Bang Bang ist die Ernährung. Pandas haben einen ausgesprochen sensiblen Magen. Denen können Sie nicht einfach einen Sack Karotten oder eine Dose Hundefutter hinstellen.“

Dr. Ukas Kern blickte auf seinen Mitarbeiter, als hätte dieser ihm gerade eröffnet, dass die Erde die Form einer Brezel habe.

Kaiser ließ sich nicht beirren. „Ich habe lange herum experimentiert, und mehr als einmal hat Bang Bang in seinen Käfig erbrochen oder Durchfall bekommen. Einer unserer Tierärzte war praktisch jede Nacht bei ihm. Es ist wirklich eine Kunst, einen Panda in Gefangenschaft zu ernähren.“ Er strich seinen Overall über dem Bauch glatt.

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