Schmarotzer cum laude

Denken wir doch einmal an das große Ganze. Guttenberg hat das Privileg einer nahezu kostenlosen universitären Ausbildung genossen. Der erfahrene Sozialstaatskritiker weiß: Gerade an den Universitäten ist der ideologische Müll der 68er noch immer nicht weggeräumt, diese Gleichmacherei, dieser Wildwuchs, dieses Leben als Tagedieb. Die winzigen Studiengebühren taugen nicht dazu, einen Hochschulabschluss wieder zum Privileg der gehobenen Stände zu machen, besser wäre es, ein Studienjahr würde 40.000 Euro kosten, so wie in den USA. Davon ist das deutsche Studiensystem zum Glück so weit weg wie Bayreuth von Princeton, aber die anderen Doktoranden, die ihre Zitate belegen, die nicht seitenweise abkupfern (lassen), was ist eigentlich mit denen? Werden die nicht genauso abgezockt wie der deutsche Arbeitnehmer von Florida-Rolf und Konsorten? Wo bleibt das Leistungsprinzip? Was ist mit der armen Putzfrau, die zu Guttenbergs Freizügigkeiten im Fußnotenapparat gegenfinanziert hat?

Besonders putzig ist das Argument, ein Doktortitel sei eigentlich gar nicht wichtig. Weit gefehlt. Wenn der Kapitalismus etwas kennt, dann ist es der Wert, den Dinge haben. Und folglich wusste der Hochschulanzeiger der FAZ im November 2004, als Guttenberg tief eingegraben in seiner Sekundärliteratur mutterseelenallein bienenfleißig vor sich hin exzerpierte: „Mit etwa 500 Euro mehr im Monat kann der Absolvent mit Doktortitel rechnen. In der Großkanzlei Freshfields liegt das Einstiegsgehalt eines Associate mit Promotion bei 78.000 Euro im Jahr, ohne Promotion bei 72.000 Euro.“ Also knapp über dem Hartz-IV-Regelsatz, der monatliche Unterschied jetzt.

Man muss hier nicht vom beklagenswerten Verfall der politischen Verantwortung reden, aber ein Mann, dessen Ethik auf dem Niveau einer nahöstlichen Potentatengattin steht, der sollte sich einen anderen Ort zur Selbstverwirklichung suchen als die Bundespolitik. München leuchtet. Rosenheim wartet. Adel verpflichtet.

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