Insel ohne Pfosten

Während Sigurvinsson ein Spielmacher von Format war, ist der durchschnittliche Isländer eher als grobmotorischer Abräumer gefragt. In diese Kategorie fällt der Abwehrspieler Eyjolfur Sverrisson, der bei Hertha BSC Berlin grätschte und köpfte, wenn auch nicht so weit wie Hrubeschsson. Die Issis, wie ihre Fans sie nennen, werden wegen ihrer geradlinigen Art schnell Publikumslieblinge, bekommen lustige Spitznamen verliehen („Jolly“) und zeichnen sich durch langjährige Vereinstreue aus.

Auch mit dem Trikottauschen tun sich die Isländer schwer, tragen sie doch beim Fußball stets nur selbstgestrickte Islandpullis von ihren Müttern, Freundinnen oder Ammen, von denen sie sich nur schwer trennen können. Häufig sehen isländische Spieler beim Trikottausch die Rote Karte, weil sie nicht wollen, dass man ihnen die Kleidung wegnimmt. Erik, „der Rote“, Thorvaldsson, Stürmer bei Framdur Reykjavik in den Jahren 970 bis 982, flog in seiner Karriere deshalb sechsundzwanzig Mal vom Platz.

Manchmal ist der Isländer vollkommen talentfrei und trotzdem Spitzenverdiener. Als der 1. FC Nürnberg noch legendär schlecht war, verbrachten dort die Zwillinge Arnar und Bjarki Gunnlaugsson einige Monate. Neben dem zweifelhaften Titel des Rekordabsteigers gebührt dem Club auch der Ruhm, einen der schlechtesten Spieler der Vereinsgeschichte gleich doppelt verpflichtet zu haben.

Die Gunnlaugssons sind mit fast vierzig Jahren beide noch aktiv, bevor aber der neue und planlose Manager des HSV, Frank Arnesen, die Island-Zwillinge verpflichtet, sollte er unbedingt Svigerssons Klassiker studieren. Ein Buch, das auf keinem Gabentisch fehlen darf.

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