Elf Gründe, warum Hertha in der Bundesliga bleiben muss

1.) Anders als in vormodernen Gesellschaften (Köln, Lüdenscheid) pflegt die autochthone Bevölkerung ihren örtlichen Kult nur sehr dezent (weinerliche Zeitungsüberschriften).

2.) Dank der hervorragend ausgebauten Infrastruktur ist das unter Denkmalschutz stehende Stadion gut zu erreichen.

3.) Die taktische Ausrichtung der Mannschaft und ihr Spielniveau lassen Auswärtssiege von Nürnberg, Schalke, ja sogar Fürth erwarten.

4.) Das Team hat ein superoriginelles Maskottchen: Einen Bär, der Herthino heißt und austrainerter wirkt als der 1. FC Köln unter Solbakken. (Man beachte die steinalten, quergestreiften Trikots aus der Zeit, als es noch was zum Jubeln gab.)

5.) Die Nachwuchsarbeit wird großgeschrieben. Die Gebrüder Boateng haben es bei Milan und Bayern bis in die Weltspitze geschafft, Dejagah  sogar bis nach Wolfsburg.

6.) Michael Preetz ist ein richtig netter Kerl, solange er sich nicht als Manager versucht.

7.) Randsportarten wie Wasserball (in Spandau) und Seifenkistenrennen (im Wedding) sind populärer als Hertha. Daher Man bekommt daher für alle Heim- bzw. Gastspiele problemlos Karten, außer für die Bayern. Aber wer will schon die Bayern sehen.

8.) Der Verein ist ein sicherer Hafen für Bayern-Spieler, die es nicht in die Weltspitze schaffen: Kraft, Lell, Ottl. Bald auch schon Breno, Rafinha, Petersen?

9.) Ralf Rangnick als ehemaliger Schalke-Trainer verspricht ähnlich erfolgreich zu wirken wie Huub Stevens als ehemaliger Schalke-Trainer. Die Merchandising-Abteilung rechnet damit, 200.000 Rangnick-Voodoo-Püppchen verkaufen zu können (Stevens: 850.000).

10.) Durch einen sofortigen Wiederaufstieg im übernächsten Jahr könnten falsche Erwartungen geweckt werden. Hertha kann nur gesunden, wenn es die nächsten zehn Jahre am Abgrund entlang wankt. Das schult den Gleichgewichtssinn und erleichtert den präzisen Querpass in der eigenen Hälfte.

Der elfte Grund ist wegen einer Würgeattacke im eigenen Strafraum vom Platz gestellt worden. Aber hier hat Rehhagel bereits die Köpfe frei bekommen und für den Umschwung gesorgt. Am Samstag traf es Babel von Hoffenheim.

Kurzes Lebenszeichen aus dem Sommerloch

„Wir dachten alle, du seist tot,“ sagt Rosanna Arquette zu Madonna, als diese nach Wochen plötzlich wieder aus der Versenkung auftaucht. „Nein, nur in New Jersey,“ lautet die Antwort in Desperately Seeking Susan, einem Film aus jenem seltsamen Paralleluniversum, das seine ehemaligen Bewohner nur die Achtziger nennen.

Nun, ich bin weder tot noch in New Jersey, auch nicht in Tempelhof in der Vormumifizierung gelandet. Allerdings bin ich  umgezogen: näher an die neue Alte Försterei heran und weiter weg vom Olympiastadion. Am 2. August werde ich wieder regelmäßig schreiben, und mir Gedanken machen, wer eigentlich absteigen soll, in dieser immer gleichmäßiger besetzten und professioneller arbeitenden ersten/zweiten/dritten Liga.

Noch ein Wort zum viel geschmähten Kopfnoten-Sammer. Das U21-Endspiel war erste Sahne, sogar ganz ohne Losglück war Schland die beste Mannschaft des Turniers.