Gar nicht so uninteressant, nach dieser aufregenden Englischen Woche Bilanz zu ziehen. So sieht die Tabelle aus:
Auf eins Schalke glatt mit drei Siegen, auch wenn es gegen Aachen schwere Arbeit war. Eine der interessantesten Szenen heute gegen Bremen: Rodriguez faltet Lincoln zusammen, weil der nach seiner Gelben Karte wegen Meckerns nicht aufhört zu meckern. Mit der Diva auf Probe spielt der S04 erfrischend schnörkellos und schießt blitzsaubere Tore. Lincoln ist zwar dabei, aber kein Überflieger mehr. Slomka, der Richard Gere vom S04 duldet keine Allüren.
Auf zwei Nürnberg punktgleich mit Mainz auf drei, jeweils sieben Punkte. Mainz hat sich zurückgemeldet, muß aber noch sehr viel tun, um nicht bloß als fidelster Absteiger aller Zeiten in die Geschichtsbücher einzugehen. Gut drauf, gut runter, schon ist’s passiert. Für Nürnberg spricht im Kampf um die UEFA-Cup-Plätze die Konstanz und die enervierend gute Abwehr. Andy Wolfs Vorbereitung zum 2:0 am Freitag war ein Musterbeispiel dafür, was einen modernen Innenverteidiger auszeichnet. Ein einziger Vorstoß in der zweiten Halbzeit, drei Spieler auf sich gezogen, nach außen auf Gresko gelegt (wie Vittek gegen Stuttgart), drinnen vollstreckt Schroth gegen Lahm (wie Frei in Dortmund). Ein überdurchschnittliches Stellungsspiel hatte Andy Wolf schon immer, auch wenn es schwerfällig aussieht, wenn er sich bewegt, jetzt hat er auch das Nervenkostüm und die Ballsicherheit. Einer der Aufsteiger dieser Saison.
Bremen, Stuttgart, Hertha und Hannover folgen mit jeweils sechs Punkten, zwei Siegen und einer schmerzhafte n Niederlage. Hertha dreht zweimal zuhause einen Rückstand und zeigt, dass die junge Mannschaft auswärts ihre Aussetzer und Auszeiten nimmt. Für Platz fünf könnte die fehlende Konstanz und das lästige Berliner Medienspektakel ein Nachteil sein, auch Hannover kommt bärenstark, hat jetzt offenbar auch – mit Fahrenhorst(!) – die richtige Deckungsformation gefunden. Bremen und auch Stuttgart bleiben dick dabei im Kampf um die Meisterschaft, nicht jede Mannschaft kann gegen Werder so ein Bullterrier-Pressing spielen wie Schalke, deren Angstgegner Stuttgart heißt seit dem vorletzten Spieltag 2001.
Auf Platz acht – höre und staune – Cottbus mit fünf Punkten (und zwei Heimspielen). Piplica in Galaform, ist ja auch schon im besten Torwartalter, der gute. Und Vasile Miriuta macht das Trüffelschwein und scoutet und vermittelt einen großartigen Rumänen nach dem anderen. Alte Liebe rostet nicht.
Wolfsburg und Gladbach folgen mit vier Punkten, zu wenig für die eigenen Ansprüche. Bester Mann bei Wolfsburg Mike Hanke, der jetzt hoffentlich seinen Stammplatz ergattert hat. So ein Instinktfußballer zusammen mit Marcelinho, das muß doch zünden. Bei Gladbach muß sich zeigen, ob der neue Trainer mehr kann als einmal zu gewinnen. Wichtiger ist wohl, dass Jansen fit und gut ist. Das Team hat so einen Spieler gebraucht.
Leverkusen und Dortmund mit drei Punkten, schon ist der Röbereffekt vorbei, schon hat bei Bayer der alte, ewigjunge Schlendrian Einzug gehalten. Nur zur Erinnerung: Es war Klaus Toppmöller, der die Mannschaft einst ins CL-Endspiel führte. Und vom Potenzial könnte Bayer heute auch um Platz drei mitspielen.
Frankfurt, Bochum und der HSV mit zwei Punkten, wobei Bochum mit zwei Punkten aus den Spielen in Cottbus und München mit reicher Beute heimkehrt. Nur blöd, dass der nächste Gegner Nürnberg heißt. Könnte wieder ein Unentschieden werden. Frankfurt unter Funkel plötzlich wieder launisch, jedenfalls weit hinter den eigenen Möglichkeiten zurück. Sollte der UEFA-Cup wieder über den Pokal erreicht werden müssen? Tja, und der HSV. Was kommt als nächstes? Spielabbruch bei 2:0 Führung wegen Erdbebens? Ein Wechselfehler? Was haben die Hamburger bloß verbrochen? Vielleicht hat der Platzwart einen Maulwurf mit dem Spaten erschlagen anstatt ihn waidgerecht zu vergiften. Und der Geist des Tieres spukt jetzt durch the stadium formerly known as Volkspark. Doll hatte die Scheiße jedenfalls nicht am Schuh, Stevens verliert ebenso niederschmetternd.
Ein Punkt für Bielefeld und die Bayern, die Arminia mit dem traditionell schlechten Start und vermutlich doch leichten atmosphärischen Störungen, nachdem klar ist, dass von Heesen weggeht. Bayern komplett von der Rolle und weg vom Fenster bei der Meisterschaft. Viele Fragen bleiben offen: Wird Uli Hoeneß ein Dekret gegen Englische Wochen nach der Winterpause verhängen lassen? Wird der Chor der Bayernlobhudler jetzt die Liga schlecht reden, so wie das immer mit dem Pokal passiert, wenn die Bayern draußen sind? Und: Gilt Hitzfelds Vertrag auch für die zweite Tabellenhälfte oder muß ab Platz zehn Hermann Gerland ran? Bayern und Bielefeld spielen als nächstes gegeneinander. Knisternde, funkelnde Spannung legt sich bereits heute über das Stadion in Fröttmaning.
Aachen hat null Punkte trotz zweier Heimspiele, das sieht sehr nach sofortigem Wiederabstieg aus, vielleicht sollten die überkandidelten Fans auf dem Tivoli mal “Vom Fischer und seiner Frau” lesen, um ihre hirnrissig hohen Ansprüche zurückzuschrauben. Diese permanenten Schmähgesänge hat die Mannschaft nicht verdient.
Noch vierzehn Spiele. Sehr schön.
Ein Kommentar zu “Englische Woche – Die Tabelle” (1)
at Welt Hertha Linke
05.02.2007
[…] Schaut man auf die aktuelle Tabelle, so ergibt sich der Eindruck, dass derzeit nicht viel los ist in der Bundesliga. Aber nur weil die Teams von Platz 18 bis zehn gegen den Abstieg kämpfen, sollte man bedenken, dass diese Saison auch selten kurios verläuft. Man denke an die Bayern, die mit 34 Punkten derzeit noch um den Klassenerhalt kämpfen müssen und den HSV, der die Championsleague noch nicht so ganz aufgegeben hat – nein man muss sagen vergessen kann. Die fachkundige Analyse der Tabelle der englischen Woche, bringt dann doch ganz andere Schlüsse: Schalke wird knapp vor Nürnberg Meister und Bielefeld, Bochum und der HSV steigen ab. Na wenigstens eins ist sicher: Der HSV steigt ab. […]