Jedes Tournier hat seinen Außenseiter, der groß und unerwartet und unbekümmert aufspielt. 1986 war das Danish Dynamite mit Preben Elkjaer-Larsen, 1990 Kamerun mit Roger Milla. Gestern gab es unglückliche Dänen und ratlose Kameruner zu sehen oder im Live-Ticker zu lesen. Das Eigentor der Dänen hat den spielentscheidenden Pannen dieses Turniers eine weitere hinzu gefügt, wobei Holland ganz sicher verdient gewonnen hat. Das erste Spiel ist immer ein Nervenspiel und vielleicht tut es Oranje gut, den Zauberfußball nicht gleich aus dem Fußgelenk zu schütteln. Robbens Ausfall wird dieser Mannschaft weniger schaden als dem FC Bayern.
Kamerun stand sich selbst im Weg und die Japaner nutzten ihre einzige echte Chance, um das Spiel beherzt für sich zu entscheiden. Die Gastgeber von 2002 beide mit Auftaktsiegen. War wohl doch nicht alles nur Heimvorteil und Schiedsrichterglück damals. Dass Kamerun gute Spieler hat, steht ausser Zweifel, ich denke, es liegt an der halbherzigen Taktik von Le Guen. Ich frage mich, wie sie spielen würden, wenn sie von Magath, Mourinho oder jemand trainiert würden, der ihnen das Selbstbewußtsein gibt, ihre offensiven Stärken auszuspielen. Nervig war der Reporter in der ARD (Simon?), der genauso wie abends der Kollege bei RTL bei Italien – Paraguay unentwegt Deutschland als leuchtendes Vorbild erwähnte. Glauben wir ausnahmsweise mal dem CIA Factbook, das Kamerun auf Platz 95 der Volkswirtschaften listet. Wahrscheinlich gibt der DFB für die Operation Vierter Stern mehr aus als Kamerun für Schulbildung. pro Jahr. Sind sie eben ins Turnier gestolpert, kein Grund naseweis zu werden. Ein holperiger Start sagt nichts über den Turnierverlauf aus. Viele Wege führen ins Finale, wo sich auch Mannschaften wiederfanden, die ihr Auftaktspiel verloren, zum Beispiel Argentinien 1990 gegen Kamerun.