Müsli Maus räumt auf

Im Discoveryland, traditionell der Ort, an dem Disney den Blick in die rosige Zukunft wagt, zeigt Peter Pan den Besuchern das einsturzsichere Endlager, während Michael Jacksons heiße Grooves die künstliche Lagune Lake Disney zum Kochen bringen. Oder sind es am Ende etwa doch die Brennstäbe?

Es mag bedauerlich sein, aber das neue Konzept hat weder für fliegende Elefanten noch lebendige Holzpuppen Verwendung. Dumbo wird von Wilderern erledigt, seine Ohren landen bei eBay. Das tropenhölzerne Bengele Pinocchio endet als Zahnstocherpaket in einem Showroom für Designermöbel.

Wer einen aufregenden Stunt in der Filmstadt am eigenen Leib erleben möchte und größer als 1,40 Meter ist, kann sich an einen Walfänger ketten. Die kleinen Besucher werden ins Gleisbett einbetoniert, damit die alte Dampflok-Dreckschleuder im Schuppen bleibt. Aber keine Sorge, es ist nur Salzteig.

Um die lokale französische Kultur stärker zu integrieren (Ziel 8, „culture and heritage“), gibt es regelmäßige Traktorblockaden, und Rollkommandos mit Baskenmützen hauen reihum die Schnellimbissrestaurants mit altbackenen Baguettes zu Klump.

In den Jahren 2009 und 2010 hat der schmutzige, alte Park mit dem ökologischen Fußabdruck von der Größe eines Flugzeugträgers einen Verlust von 95 Millionen Euro eingefahren. Das liegt sicherlich auch an der defensiven Preisgestaltung. Mit 54 Euro für Erwachsene und familienfreundlichen 49 Euro für Kinder für einen Tag kommt man als Betreiber auf keinen grünen Zweig.

Um den weiteren Verfall der Aktie zu verhindern, die seit Frühjahr 2008 von 11 auf 4 Euro abgesackt ist, haben die Visionäre von Euro Disney noch ein Ass im Ärmel. Bei der großen Traditionsparade vor dem Zauberschloss mit allen Figuren aus allen Filmen und Comics, wird Müsli Maus prominente Verstärkung erhalten.

Claudia Roth höchstpersönlich soll dem Mäuserich zur kongenialen Partnerin werden, sobald sie sich bereit für die neue Herausforderung fühlt, vermutlich also in der kommenden Woche. Philippe Gas, der CEO von Euro Disney, meint dazu: „Claudi ist eine Ikone der europäischen Populärkultur, die unser Anliegen glaubwürdig repräsentiert. Und alles, was sie sagt, ist abbaubar.“

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