Für Bischof Wulffila hat es sich ausgebetet

Dass in einem politischen Konflikt die Bildzeitung tatsächlich das kleinere Übel darstellt, kommt selten vor.  Aber weil ich froh bin, dass Burlesconis Breitseiten gegen die italienische Justiz und seine pausenlose Selbstinszenierung – er diente sich dem Boulevard nicht an, er besitzt ihn – vorläufig vorbei sind und es mich nervt, dass mit Ungarn der nächste EU-Staat seine kritische Öffentlichkeit liqudiert, bin ich den Herren Döpfner und Diekmann ausnahmsweise dankbar, dass sie den Brüller von Bellevue haben auflaufen lassen.

Wulff ist nicht der Erste, den eine Symbiose mit den bunten Blättern in die neverending Selbstdemontage geführt hat. Von Harald Juhnke über Lothar Matthäus gibt es eine lange Reihe hervorragender Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die die Meinungsführer, die sie riefen, nicht mehr loswurden, und im übrigen auch jederzeit das Zeug zum Bundespräsidenten (gehabt) hätten, jetzt, da Wulff der Maßstab geworden ist.

Ursprünglich war der Bundespräsident eine väterliche Figur, der den führerlos gewordenen Westdeutschen Halt geben sollte, ohne per Notverordnung gleich das gesante Staatsgefüge über den  Haufen werfen zu können. Wie politisch erwachsen dieses Land doch geworden ist, dass es sich so einen unväterlichen Präsidenten genehmigt. Wulff ist kein „Papa“, sondern wäre in der Familienaufstellung der mißratene Cousin, der am Weihnachstabend mit dem nagelneuen Sportwagen das Garagentor demoliert, beschwipst in die Runde nickt und erklärt: „Dumm gelaufen.“

Eigentlich kann nur noch Helmut Schmidt das Präsidentenamt retten. Gottschalk ist schon bei der ARD, Jogi Löw hat EM und bei Guttenberg müßte man aufpassen, dass er nicht abkupfert, wenn er ein Gesetz ausfertigt. Schmidt ist 16 Jahre älter als der ewige Lausbub Hindenburg zu Beginn seiner Reichspräsidentschaft, brächte also auch genügend Lebenserfahrung mit. Er ist unbestechlich und unverwüstlich und würde sich niemals entblöden, Drohtiraden auf einem Anrufbeantworter zu hinterlassen. Lieber verspeist er die jeweilige Medienschranze zum Frühstück. Da er fünfzehn Jahre jünger ist als Jopie Heesters, hätte der rüstige hanseatische Querdenker garantiert eine, vielleicht sogar zwei Amtsperioden vor sich. Man müsste in Bellevue natürlich eine Sprinkleranlage installieren, steht ja alles unter Denkmalschutz dort. Aber um den Bundespräsidenten neu zu erfinden, wäre keine Investition zu groß.

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Ein Gedanke zu „Für Bischof Wulffila hat es sich ausgebetet

  1. trefflicher kommentar zum blassen von bettina
    vollkommen unabhaengig davon: zur lesung am 23jan komme ich vorbei
    sportlicher gruß,j.

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