Dreimal 2-1

Seit Jahren wollte ich diesen Kalauer schon mal machen, jetzt ist mir gestern Hansi Küpper auf Sat 1 zuvorgekommen: Standard Lüttich heißt so, weil sie bei Standardsituationen so gefährlich sind. Und nicht nur bei Standardsituationen. Dieser Lupfer-mit-Kopfball kurz vor Schluß wäre ein Tor wert gewesen. Das Rückspiel wird eine ganz heiße Nummer, wobei der HSV reichlich kassieren kann, s0 lange er nur reichlich trifft. Eine knappe 4-3 Niederlage und alle wären zufrieden. Außer vielleicht Bruno Labbadia, der sich ärgert, dass sein Team nach neun Monaten nicht spielt wie Barca, Inter und Arsenal zusammen.

Wolfsburg hat kurz vor knapp das kostbare Auswärtstor geschafft, wieder einmal war es Madlung. Der sieht zwar aus wie ein Grobmotoriker, wird aber chronisch unterschätzt, sogar von Magath, dem Talenteversteher, Juniorenentdecker, Hirnhexer. Angeblich sind englische Teams ja auswärts viel schwächer, aber die chronisch löchrige Abwehr der Wolfsburger wird eine Sternstunde brauchen. Einfacher noch, Dzeko schießt vier Tore, das könnte reichen.

Die Bayern haben mal wieder Revanche genommen für 1999. Wie beim Audi-Cup vergangenen Sommer. Ein Sieg für die Scheck Geschichtsbücher. Und im Rückspiel ManU ohne Rooney, Bayern ohne Rensing, es wird ganz eng. Warum Olic immer draußen sitzt, ist ein Rätsel, er war in Turin der entscheidende Mann, am Dienstag war er es wieder. Ob es da eine Stallorder gibt, Klose und Gomez spielen zu lassen. Von Löw?

Die europäischen Spiele sind spannend wie lange nicht, und die Europa League (warum nicht European Liga, das klingt doch viel internationaler) hat eine gute erste Saison. Platinis Reform hat gewirkt.

Pro Reli – warum?

Peter Unfried, nicht Christoph Biermann, ist der Wolfsburg-Fan. Es heißt ja auch nicht Schalke 05. Und über die Unbeliebtheit der Wölfe hat sich Unfried nach dem Abstiegskrimi 2007 zum Beispiel so geäußert:

„VI. Unlängst schaute mich ein Freund seltsam an. Ich dachte: Was hat er denn? Dann sagte er: „Hm. Bist du wirklich für Wolfsburg?“ Ich schwieg. Was soll man da sagen? Und er grüblerisch: „Vielleicht tust du auch nur so. Ich würde es dir zutrauen.“ Es klang, als hoffe er es.“

Jetzt kann sich der VfL vor lauter Verlegenheitsfans nicht retten. Nomadische Fußballästheten wie ichereiner, die froh sind, wenn es Tore gibt wie das 1-0 von Dzeko gegen Hannover oder das 5-1 von Grafite gegen Bayern. Und Spieler wie Gentner, Schäfer, Madlung. Und Trainer wie Magath. Wobei, ich fand Roy Präger schon gut, damals, als die GRAMAZ, die graueste Maus aller Zeiten aufgestiegen war. Und Erik Gerets war auch gut.

Nürnberg scheint in Form zu sein für die Relegation gegen Cottbus, für die Reli, wie die leidgeprüften Fans sagen, die wenig Zeit haben, weil sie eine Kneipe suchen müssen, die diesen lemurenhaften Hybridkick überhaupt zeigt. Die dem Fußballgott kleine Spannstoßgebete schicken.

Der kicker schrieb am Sonntag übrigens, der Club hätte noch die Chance, „durch die Hintertür“ in die Bundesliga zu kommen. Leider völlig falsch. Dem mutig sich nach oben spielenden Zweitligisten wird die Chance zum Direktaufstieg genommen, für den eigentlichen Absteiger ist es eine völlig unerklärliche Extrawurst. Das ist wie wenn du eigentlich schon wiedergeboren bist, und plötzlich findest du dich im Fegefeuer wieder. Ich bin in diesem Fall nicht pro Reli, ich war es auch beim Volksentscheid in Berlin nicht. Es wäre schön, wenn 2010 kurz vor der WM eine mit Nationalspielern gespickte Mannschaft zur Reli als Pflichtveranstaltung antreten müßte, um dem DFB diesen Unsinn auszutreiben. Bremen wäre ein Kandidat, wenn sie weiter so vor sich hin murkeln. Das DFB-Pokalfinale kann man vorziehen, die Reli nicht.

Andererseits, wer oben bleiben will, muss auch Cottbus schlagen, wenigstens haben wir das Rückspiel zuhause. Noch so ein Klops vom kicker: Die Relegation werde nach UEFA-Modus ausgetragen. Wirklich? Wie sind denn so die UEFA-Cup-Koeffizienten in der Lausitz und in Franken?

Trainingslager in Tokio – Live aus Japan (3)

Wenn ein Reisender in einer Winternacht in Tokio versucht, von Asakusa nach Bakuro-yokoyama zu kommen, kann er die drei Stationen auch laufen. Trotzdem ist die Tokioter U-Bahn ein farbenfrohes Meisterwerk der Logistik, eine bewohnbare Schweizer Uhr. Jede Linie hat ihre eigene Farbe und ihren eigenen Namen: Asakusa, Ginza, Hibiya sowie einen Buchstaben, der sie bezeichnet: A, G, H. Ausserdem hat jeder Bahnhof seine eigene Nummer.  A 18 ist der 18. von 19 Bahnhoefen auf der Asakusa-Linie. Er heisst Asakusa, und wer glaubt, dass koenne man sich doch merken, der wird sich freuen, wenn er hoert, dass es auch die Bahnhoefe Akasaka, Aoyama-itchome, Awajicho, Akihabara und Asakusa-bashi gibt. Unter anderem. Um es trotzdem nicht zu einfach zu machen, haben Umsteigebahnhoefe mehrere Nummern, fuer jede Linie, die dort kreuzt eine andere. Asakusa  ist nicht nur Bahnhof  A 18 der Asakusa-Linie, sondern zugleich G 19 der Ginza Linie.  Und Tameike-sanno ist G 06 auf Ginza, N 06 fuer Namboku, M  14 fuer Marunouchi sowie C 07 fuer Chiyoda. Auf jedem Bahnsteig gibt es Markierungen, die einem zeigen, wo die Tueren der Waegen halten werden, ausserdem Wartemarkierungen. Auf Bahnhoefen, auf denen es sehr voll ist, sind die Schienen mit Waenden vom Bahnsteig abgetrennt, damit keiner vor den Zug gedrueckt wird. Wenn der Zug da ist, oeffnen sich die Schiebetueren, damit alle ein- und aussteigen koennen. In den Zugabteilen gibt es kleine Displays, die die Fahrtrichtung, die naechste Station und alle Umsteigemoeglichkeiten dort anzeigen. Und die Zuege kommen immer puenktlich. In Japan gibt es Linksverkehr. Aha, sagt der Reisende in einer Winternacht, also auf den Rolltreppen links stehen, rechts gehen. Im Prinzip richtig, jedoch in Osaka genau anders rum. Warum, war nicht in Erfahrung zu bringen, jedenfalls haelt dort der in Tokio Sozialisierte den OEPNV dauernd auf. Wenn Linksverkehr, dann vielleicht auch Meilen und Yards? fragt der Reisende. Nein, Meter. Im allessoschoenbunthier  U-Bahn-Labyrinth gibt es staendig Hinweise auf die unterirdischen Passagen, die einen von A nach G, von Asakusa nach Ginza bringen. 480 Meter hier lang, 130 Meter da lang, 60 Meter quer, 280 Meter laengs. Dieser Umstand hat mich darauf gebracht, dass die Tokioter U-Bahn eigentlich der perfekte Ort fuer ein Trainigslager von und mit Felix Magath waere. Eine umgangssprachliche Tokioter Begruessungsformel lautet: Wie sind deine Laktatwerte? Und niemand kann sich wundern, dass 2002 die Japaner (und die Suedkoreaner) allen anderen Teams laeuferisch haushoch ueberlegen waren. Alles, was der Fussballlehrer braucht, ist ein detaillierter Streckenplan der Tokioter-U-Bahn. Dann kriegt jeder Spieler seinen individuellen Trainingsplan: „Also der Alex, der faehrt jetzt von Kasumigaseki nach Kagurazaka und steigt Otemachi um. Treppen runter leicht und locker, den Uebergang im Bahnhof Otemachi  auf 60 Prozent steigern und die Treppen voll durchziehen. Zurueck nach Kasumigaseki und das ganze zehn Mal. Wen ich auf der Rolltreppe erwische, spendet einen Phaeton fuer die Mannschaftskasse.“

Habe ich schon von den nummerierten Ausgaengen gesprochen? Gelbe Hinweisschilder geben die grobe Richtung vor. Nach links A1 bis A13, nach rechts B1 bis B5 sowie C1 bis C8. B1 meint natuerlich B1a sowie B1b. Damit sich Alexander Madlung nicht verlaeuft.

Falls Madlung an der Station Ochanumizo wieder Tageslicht erblickt, kann er auch beim Japanischen Fussballmuseum vorbeischauen. Wahrscheinlich wird es eh nie so weit kommen, denn fuer Medizinbaelle ist in der U-Bahn kein Platz.