Dutt weiter, Klopp bedröppelt, Heynckes überqualifiziert

Jetzt muss Johannes B. Kerner lauter neue Namen lernen. Denn Leverkusen begleitet den Abonnementsachtelfinalteilnehmer Bayern München in die K.O-Runde der Champions League. Ob die breite Front der Dutt-und-Ballack-Verächter dadurch bröckeln wird? Ein magisches Händchen des vorab herzhaft geschmähten Trainers beim Wechsel Derdyiok für Kadlec, ein Tor eines Verteidigers in der Nachspielzeit. Vielleicht passt es ja doch ganz gut mit Dutt und Bayer. Vielleicht sind diese gedrehten Spiele, der Kampfgeist, die fehlende Schönspielerei, der Leithammel mit der Nasenmaske und dem losen Mundwerk genau das, was Bayer braucht, um sich nach allen Regeln der Kunst zusammenzuraufen. Nicht elf Freunde, elf Giftzwerge (Ruuuudi!) müsst ihr sein.

Die Bayern dürften richtig froh sein, dass sie Platz eins in der Gruppe gesichert haben, warten doch auf den zweiten Plätzen im Moment so dankbare Gegner wie Manchester United oder AC Mailand und nicht die dicken erstplatzierten Brocken wie APOEL Nikosia oder Benfica Lissabon.

Das letzte Wort ist auch in Dortmund noch nicht gesprochen. Im entscheidenden Spiel gegen Marseille ist den tapferen und arg gerupften Duracellhäschen jederzeit ein 4-0 zuzutrauen. Sie haben nichts mehr zu verlieren, was ihren Tatendrang lähmen könnte. Bleibt nur die Frage, ob die fanatischen Piräer (Piräi) ihre letzte Chance, die sie ebenfalls noch haben, gegen Arsenal herschenken. Und ob die Engländer überhaupt mit ihrer ersten Garnitur antreten.

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Eine Besprechung meines neuen Kriminalromans „Kleine Biester“ ist auf Deutschlandradio Kultur zu hören und zu lesen.

Am Freitag, 25.11. lese ich aus dem Buch in der Buchhandlung Bötzowbuch, Bötzowstr. 27, 10407 Berlin. Eintritt 3 €.
Weitere Termine und einen Blog zu allem außer Fußball gibt es auf www.robalef.de.

Die Zahnfee auf Bewährung räumt ab

Der fast wortgetreue Live-Tweet vom Mittwoch Abend.

5. Min. Schalke gegen Lyon ist bereits im vollen Gange. Hallo und herzlich willkommen zum Champions-League Live -Tweet.

9. S04 schon mit mehr schönen Offensivaktionen als in der ganzen letzten Saison. Aber noch nicht konsequent genug zu Ende gespielt.

13. Und da ist es schon passiert. Raul wuselt sich im Strafraum an zwei Leuten vorbei, steckt irgendwie auf Farfan durch,
1-0 für S04.

16. Bisher alles über rechts bei S04, aber bisher noch keine richtig gute Flanke. Mit Kluge über links wird es wohl nicht
sehr offensiv.

20. 2-0. Ich nehme alles zurück, Kluge mit genialer Vorarbeit für Huntelaar, 2-0 für S04. Lyon erlebt ein Wunder in
Königsblau.

24. Weiterhin ein sehr lebendiges Fußballspiel. Lyon nicht in Schockstarre, aber auch ohne echte Geistesblitze gegen die
Schalker Abwehr.

28. Raul spaziert durch den Strafraum von Lyon wie Terminator 2 durch Gitterstäbe. Nicht zu fassen, nicht zu stoppen. S04
richtig gut.

30. Ups, Gelb gegen Farfan, und das ist korrekt, er springt vor Lloris ab. Der Peruaner fehlt S04 gegen Lissabon.

33. Ich denke, die Gelbe Karte geht in Ordnung, er springt ab, und spekuliert auf Elfer und Rot für den Goalie.

34. Hoffentlich ist S04 nicht so unbedarft wie die Bayern. Die hatten gestern auch schon ein 2-0.

37. Lisandro Lopez holt über links eine Ecke raus. Neuer hat den Ball.

38. Farfan sollte sich jetzt bloß nicht auf Scharmützel mit dem Schiri einlassen. Mit zehn Mann wäre es schwer für S04.

40. Lyon wird über links stärker, aber die Bälle kommen (noch) nicht nach innen. Aufpassen, S04.

43. Magath ruft vorsichtshalber zur Ordnung, aber er kann sehr zufrieden sein mit S04. Auch Jones spielt sehr ordentlich.

45. Jurado geht ab durch die Mitte, aber er läuft sich fest. 1 Minute Nachspielzeit, 2-0 für S04.

Halbzeit. Lyon wird kommen, S04 muss die ersten 20 Minuten nach der Pause überstehen. Glückauf.

46. Und weiter geht’s. Lyon bringt den neuen offensiven Gomis, Schalke muss noch 45 Minuten dagegen halten.

50. Schalke spielt gut gegen den Ball, sehr laufstark, der Ballführende bei Lyon fast immer gedoppelt.

53. Der Reporter bei Sat 1 nennt Jones „die Super-Nanny im defensiven Mittelfeld“. Mich erinnert er an die Zahnfee auf
Bewährung.

54. Schalke stellt sich nicht hinten rein, sondern spielt auf das 3-0. Richtig so.

56. Interessant die ganzen internationalen Tweets, die sich vor allem mit Raul beschäftigen. Plötzlich ist Schalke eine
Weltmarke.

60. Die erste Abwehrreihe von Schalke steht 15 Meter in der Hälfte von Lyon – und holt jetzt eine Ecke heraus.

63. Matip soll kommen bei Schalke. Ist das die Chronik eines angekündigten Kopfalltors nach einer Standardsituation?

65. Jones kriegt Gelb für ein taktisches Foul, und Edu kommt für Farfan.

68. Lyon kommt langsam auf Touren, meistens über links. Matip kommt, und Schalke muss ein bißchen mehr tun.

69. Jurado macht nicht viel falsch, aber ist jetzt auch nicht der Spieler, der dem Spiel seinen Stempel aufdrückt.

70. Matip für Jones. Magath wäre mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn er Jones im Winter abgibt.

72. Lyon mit gefährlicher Flanke von der Grundlinie, in der Mitte aber kein Abnehmer.

75. 2-0 für Tel Aviv, Sababah!

78. Überall Tweets von verzweifelten Werder-Fans und orakelnden Bayern-Fans, die einem erklären, dass ein 2-0 schnell
verspielt ist.

80. Toulalan senst Jurado um, kriegt ein gnädiges Gelb.

83. Werder jetzt 0-3 in Tottenham, Ohjehmineh. Schalke geht weiter zielstrebig Richtung Achtelfinale.

88. Manni Breuckmann würde jetzt sagen: Der Drops ist gelutscht.

89. 3-0! Huntelaar serviert den Nachtisch. Ein zum Lupfer abgefälschter Schuß. Schalke, voll Laser wie du abgehst.

Schlusspfiff. Und die Null steht. Schalke schlägt Lyon 3-0. Farfan sagte im kicker, die Krise sei vorbei. Weiter so, S04.

Gute Nacht an alle Fußballfans und stellt ein Kerzlein ins Fenster für Thomas Schaaf. Er sollte die Kurve kriegen dürfen.

Im Transferwirbel

Gerade noch mal gut gegangen. Der Rheuma-Kai bleibt dem Club erspart. Präsident Schäfer kann sich sogar noch an den letzten großen Winterfehleinkauf erinnern. Andere Entscheidungsträger kriegen gleich den Koller, wenn man sie daran erinnert, was sie vor zwei Jahren gemacht haben.

„Verantwortungsversessen“, das wäre doch mal eine schöne Kampfvokabel, um Banker, Regierungsmitglieder und Vereinsobere elegant von jeder Kritik zu befreien. Die bayerischen Steuerzahler sind verantwortungsversessen, weil sie wissen wollen, was der Herr Stoiber mit der HypoLB zu tun hatte. Die Deutschen sind verantwortungsversessen, weil sie nach acht Jahren keinen Krieg mehr in Afghanistan führen wollen. Nur die Hertha-Fans sind nicht verantwortungsversessen, winken ihren Präsidenten Gegenbauer auf der Hauptversammlung glatt durch und ihren Lieblingen noch einmal freundlich zu, bevor es in die Zweite Liga geht. Arne Friedrich gestern im kicker: „Gekas ist ein Killer vor dem Tor.“ Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt das Phrasenschwein, aber der Realitätssinn, der nibbelt schon etwas früher ab.

Sehr gut gefällt mir die Rückkehr von Baumjohann zu (auf?) Schalke, ein interessanter Spieler, der die immer noch platten, aber wenigstens effizienten Offensivbemühungen entscheidend aufmöbeln könnte. Wobei es nicht verboten ist, mit Einfallslosigkeit Deutscher Meister zu werden, die Bayern wissen, wie es geht. Dass Kluge jetzt auch gleich dem Lockruf des Magath folgt, ist natürlich nicht so schön, allerdings hat er für seine Erfahrung auch zu wenig gemacht, um den Absturz zu verhindern. 1,5 Millionen sind trotzdem viel zu wenig. Ich fände ja Simak im Mittelfeld nicht schlecht, der könnte ein bißchen Kreativität reinbringen bei den rotschwarzen jungen, schrecklich Braven.

Bei den Bayern gehen die Abwanderungsbewegungen weiter, nur Rensing sucht noch eine neue Aufgabe. Vielleicht in Südamerika unter anderem Namen, einfach mal noch mal ganz von vorne anfangen als Surflehrer, oder als Chaperon, um südamerikanische Profis pünktlich zum Flughafen zu bringen. Oder doch zum VfB? Wenn Gross wirklich so ein Disziplinfanatiker ist, dann hat er Lehmanns Faxen bald dicke. Und Ulreich und Stolz sind für Barcelona dann doch ein wenig arg unerfahren.

Interessant sind auch die Mannschaften, die sich nicht verstärken, insbesondere Leverkusen, da kommen mit Helmes, Rolfes und Renato Augusto gleich drei überdurchschnittliche Spieler zurück, einfach so. Völlers Handschrift ist zu sehen. Er hat eines von zwei ganz interessanten Manager-Interviews im kicker gegeben, im anderen spricht Dieter Hoeneß. Nur Nerlinger bietet den üblichen Schwurbel, sagt erst kantig-klar: „Ich spreche nicht über Trends, sondern nur über Fakten“, wird dann aber bei der letzten Frage doch noch zum Propheten: „Dieser Tag, dass wir wieder Erster sind, ist nicht mehr fern.“ Bei D. Hoeneß bin ich gespannt, was ihm gelingt, wenn er einmal richtig Geld in die Hand nehmen darf. 31,8% der befragten kicker-Fans glauben übrigens, dass Wolfsburg gegen Villareal ausscheidet, das ist der drittschlechteste Wert nach Stuttgart (85,9% gegen Barca) und Hertha (78,5% gegen Benfica). Bei Bayern glauben 89,2% an ein Weiterkommen gegen Florenz, aber Bremen hat die Nase vorn mit 95,6% gegen Twente. Und auch gegen Firenze ist es bloß ein Achtelfinale mit dem Heimspiel zuerst. Das hat selten geklappt, damals, als Bayern noch Seriengast in der CL war. Sollte der nostradamische Nerlinger sein Herz in beide Hände nehmen, Ribery verkaufen und Maicon mit diesem Geld verpflichten, dann könnte es diesmal sogar für das Viertelfinale reichen.