Jetzt hat es mich also auch erwischt. Sie haben mir die Fingerabdruecke abgenommen. Von Hartmut Mehdorn bis zum Einwohnermeldeamt werden jetzt alle wissen, was ich mache, wo ich bin, wen ich waehle, was ich esse, wo ich bin, wenn ich weg bin. Ansonsten begruesst Tokio den uebernaechtigten Reisenden mit zarten 21 Grad und massiven Jetlaghalluzinationen: Greuther Fuerth Tabellenerster in der zweiten Liga, Hoffenheim daheim 4-1 von Leverkusen vom Platz gefegt. Das ist doch alles gar nicht wahr. Aber der Vergnuegungspark im Viertel Asakusa mit dem zwanzig Meter hohen Kettenkarrussel und den Kabinen, die aussehen wie Lebkuchenhaeuser ist genauso real wie die weitlaeufige Tempelanlage, bei der fuenf Meter grosse Bastschuhe an den Waenden haengen. Gut, dass war jetzt kein so gutes Beispiel. Aber die じけい Tastatur bereitet noch gewisse Schwierigkeiten. Und wo sind eigentlich die ganzen Denkmaeler fuer Litti-San, der hier angeblich ein Volksheld ist? Der Marco-Polo-Reisefuehrer schweigt dazu, die Frau an der Rezeption der Unterkunft kichert. Schon am Flughafen Narita dachte ich, wenigstens eines der vielen hundert Litti-San-Denkmaeler zu finden. Stattdessen gab es nur eine Fussballzeitschrift footballista am Kiosk und bergeweise Schulmaedchenpornomangas. Footballista ist ueberwiegend auf japanisch verfasst, aber die Namen der Global Players sind auch auf Lateinisch zu lesen. Ich will mich hier so schnell als moeglich eingewoehnen und werde deshalb vor dem Einschlafen hundert Mal Andrej Arshavin auf japanisch abschreiben. Dann kann ich morgen kleine Zettel aufhaengen: Wo ist das naechste Denkmal von Litti-San? Waere ja noch schoener.