Abstieg ist Chefsache – Die Saisonprognose

Hier ist sie, meine Saisonprognose 2017/18.

1. Borussia Mönchengladbach
Wer mit dem 1. FC Nürnberg Sechster wird, der kann mit dieser Fohlenelf auch Meister werden. Dieter Hecking bringt die entfesselt aufspielende Borussia zurück ins Glück. Lars Stindl ist der wahre Nachfolger von Philipp Lahm.

2. Hertha BSC Berlin
Hertha wird zwar wieder nicht Meister, aber es reicht für die Champions League. Die eingespielte Mannschaft macht unter Dardai noch mal einen großen Schritt nach vorne. Torhüter Klinsmann junior organisiert von der Ersatzbank aus die USA-Reise für die Sommerpause

3. TSG 1899 Hoffenheim
Unter Julian Nagelsmann macht die TSG den nächsten Schritt. Am Ende der Saison meldet sich Zinedine Zidane für eine Hospitation im Kraichgau an. Er will mit Real Madrid mehr taktische Flexibilität entwickeln.

4. FSV Mainz 05
Mit einer seriösen Vereinsführung im Rücken wird René Adler zum besten Torhüter der Liga und ersetzt Neuer bei der WM 2018, der zwar ständig gehypt wird, aber auch dauernd patzt. Denker und Lenker im Mittelfeld wird Maxim, den sie in der Pfalz alle nur Gorki rufen.

5. FC Schalke 04
Es wird nicht reichen für den Sprung ganz nach oben. Während Jens Keller mit Union aufsteigt, kommt der S04 mit Tedesco immerhin wieder ins internationale Geschäft. Burgstaller wird Torschützenkönig, Fährmann der Stellvertreter von Adler in der Nationalelf.

6. 1. FC Köln
Der Leistungszyklus des Effzeh hat seinen Höhepunkt mit der vergangenen Saison noch nicht erreicht. Trotz Zusatzbelastung gelingt die direkte Qualifikation für Europa- Am Ende singen die Fans ausgelassen: Wer wechselt von China nach Hammerfest?

7. Bayer Leverkusen
Heiko Herrlich impft den zwei Dutzend Einzelkönnern Teamgeist ein. Durch konsequente Bibelarbeit spricht sich Bayer bei Ecken und Freistößen bald nur noch auf Aramäisch ab und schießt 20 Tore nach Standards.

8. RB Leipzig
Die große weite Welt des Fußballs sorgt in der Liga für einen ersten Dämpfer nach dem Dauer- Durchmarsch bis nach oben. In der Winterpause kettet sich Emil Forsberg ans Völkerschlachtdenkmal, um seinen Wechsel zu erzwingen – vergeblich.

9. VfL Wolfsburg
Die Wölfe verjagen den Fußball des Grauens, können aber in der Liga nur einen Zwischenschritt machen. Mario Gomez kämpft für eine Einbürgerung von Guido Burgstaller, mit dem er bei der WM gerne Doppelspitze spielen möchte.

10. Borussia Dortmund
Ohne den Ausnahmetrainer Tuchel wird es für den BVB eine ernüchternde Saison. Die Spieler laufen schneller denn je, alle haben sich lieb, jeder grüßt den Hut von Watzke, aber am Ende wird es ein zweistelliger Tabellenplatz.

11. Werder Bremen
Spielerisch kann man das Niveau halten, aber ein paar Teams ziehen an Werder vorbei. Die Stimmung ist trotzdem entspannt, denn Max Kruse spendet Frank Baumann einen Teil seiner Pokergewinne, damit der Verein mit ihm verlängern kann.

12. FC Augsburg
Der FCA spielt eine Saison zwischen Baum und Borke. Muarhahrahar. Wie immer rettet der große Schlußspurt alles. In der Hinrunde probiert man in Ruhe aus, bis ein Ersatz für Paul Verhaegh als Elfmeterschütze gefunden ist.

13. SC Freiburg
Der Verlust von drei Stammkräften ist nicht zu kompensieren. Der einstellige Tabellenplatz bleibt Auftrag und Verpflichtung. Christian Streich bleibt der gute Mensch vom Stühlinger und feiert zusammen mit Georg Schramm rauschende Erfolge als das Kabarett-Duo Mahner und Warner Bros.

14. Eintracht Frankfurt
Mit 17 Platzverweisen in 34 Spielen definiert die SGE ihren Markenkern neu und hat mit dem Abstieg nichts zu tun. Höhepunkt wird der Schwergewichtskampf zwischen Boateng und Vidal am 15. Spieltag. Einige Ultras essen vor Aufregung ihre Phosphorbällchen auf.

15. VfB Stuttgart
Hauptinvestor und Verein  taumeln Arm in Arm durch eine Saison, die am Ende so keiner gewollt haben wird. An den überhöhten Ansprüchen droht die Mannschaft zu scheitern, aber diesmal reicht es, dass drei andere Teams schlechter sind.

16. Bayern München
Anders als tausendfach verkündet, ist Neuer zum Auftakt nicht fit. Und das ist nur der Auftakt für eine Saison des Schreckens. Ancelotti wird vor Weihnachten entlassen, aber Brazzo ist gut vernetzt, er kennt Stefan Effenberg persönlich.

17. HSV
Kühne, damit gequirlte Scheiße besser schmeckt. Gisdol ist nett, Todt seriös, aber gegen das haneatische Reizklima hätte auch Käptn Blaubär keine Chance. Und einen Retter wird es diesmal nicht geben, Gisdol und Labbadia sind ja schon verheizt worden .

18. Hannover 96
Das wird nix. Zu viele Verletzte, zu viel Unruhe im Verein, zu wenig Verstärkungen in der Sommerpause. Die Roten werden als niedergeschlagene Niedersachsen wieder die Niederungen der Zweiten Liga aufsuchen.

Der Riesenzwerg aus Gelsenkirchen

So richtig vom Hocker hauen einen diese Schalker nicht in dieser Saison. Jetzt haben sie schon ihr drittes Spiel gegen eine Spitzenmannschaft sang- und klanglos verloren. BVB 1-3, Chelsea 0-3, Bayern 0-4, alles zuhause. Das ist schon extrem mickrig. Sie haben zwar nicht den Anspruch erhoben, gegen diese Mannschaften zu gewinnen, aber es ist nicht verboten, seine gesetzten Ziele auch mal zu übertreffen. Oder wenigstens so zu verlieren, dass man sich als sympathisierender Clubberer nicht fremdschämen muss.

Zugegeben, es gibt zu viele Verletzte. Obwohl Szalai eingeschlagen hat, fehlt der erste Sturm mit Huntelaar und Farbfan an allen Ecken und Enden. The Athlete Fashionably Known As Prince ist zwar einer der spannendsten Transfers des Sommers, muss sich aber erst zurecht finden. Ihn Mittelstürmer spielen zu lassen, ist eine Idee, die von Michael Skibbe stammen könnte. Wenn Boateng nicht laufen kann, soll er nicht spielen. Wer braucht halbfitte Spieler?  Draxler leidet an einem schweren Fall von morbus ricken. Zur Führungsperson ausgerufen, durchwachsenen Start gehabt, tendenziell dauergestresst. Wobei Ricken nach seiner Sahnesaison völlig neben sich stand und Draxler schon einige richtig gute Momente hatte. Jetzt kann man ihn natürlich nicht einfach wieder zum Supertalent downgraden. An Papadopolous erinnert sich kaun noch jemand, so lange ist er schon weg.

Trotzdem werden die Schalker die Gruppenphase der Champions League überstehen und um Platz vier mitspielen. Im Feld der Verfolger eine dicke Nummer, für die Großen Drei und die Spitze Europas im Moment zwei Nummern zu klein.

Vielleicht sollte man langfristig über einen Trainer nachdenken, der weniger wurschtig wirkt als Keller, der der Mannschaft ihre Halbherzigkeit und das schlampige Passspiel austreibt. Wie wäre es mit Morten Olsen im Verbund mit Ebbe Sand zum Beispiel? Dänemark hat die WM-Quali verpasst, Olsen wird nächstes Jahr 65 und kommt gemessen an Rehhagel, Aragones, Heynckes und Rudi Gutendorf erst in einigen Jahren ins beste Traineralter.

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Elf Gründe, warum Hertha in der Bundesliga bleiben muss

1.) Anders als in vormodernen Gesellschaften (Köln, Lüdenscheid) pflegt die autochthone Bevölkerung ihren örtlichen Kult nur sehr dezent (weinerliche Zeitungsüberschriften).

2.) Dank der hervorragend ausgebauten Infrastruktur ist das unter Denkmalschutz stehende Stadion gut zu erreichen.

3.) Die taktische Ausrichtung der Mannschaft und ihr Spielniveau lassen Auswärtssiege von Nürnberg, Schalke, ja sogar Fürth erwarten.

4.) Das Team hat ein superoriginelles Maskottchen: Einen Bär, der Herthino heißt und austrainerter wirkt als der 1. FC Köln unter Solbakken. (Man beachte die steinalten, quergestreiften Trikots aus der Zeit, als es noch was zum Jubeln gab.)

5.) Die Nachwuchsarbeit wird großgeschrieben. Die Gebrüder Boateng haben es bei Milan und Bayern bis in die Weltspitze geschafft, Dejagah  sogar bis nach Wolfsburg.

6.) Michael Preetz ist ein richtig netter Kerl, solange er sich nicht als Manager versucht.

7.) Randsportarten wie Wasserball (in Spandau) und Seifenkistenrennen (im Wedding) sind populärer als Hertha. Daher Man bekommt daher für alle Heim- bzw. Gastspiele problemlos Karten, außer für die Bayern. Aber wer will schon die Bayern sehen.

8.) Der Verein ist ein sicherer Hafen für Bayern-Spieler, die es nicht in die Weltspitze schaffen: Kraft, Lell, Ottl. Bald auch schon Breno, Rafinha, Petersen?

9.) Ralf Rangnick als ehemaliger Schalke-Trainer verspricht ähnlich erfolgreich zu wirken wie Huub Stevens als ehemaliger Schalke-Trainer. Die Merchandising-Abteilung rechnet damit, 200.000 Rangnick-Voodoo-Püppchen verkaufen zu können (Stevens: 850.000).

10.) Durch einen sofortigen Wiederaufstieg im übernächsten Jahr könnten falsche Erwartungen geweckt werden. Hertha kann nur gesunden, wenn es die nächsten zehn Jahre am Abgrund entlang wankt. Das schult den Gleichgewichtssinn und erleichtert den präzisen Querpass in der eigenen Hälfte.

Der elfte Grund ist wegen einer Würgeattacke im eigenen Strafraum vom Platz gestellt worden. Aber hier hat Rehhagel bereits die Köpfe frei bekommen und für den Umschwung gesorgt. Am Samstag traf es Babel von Hoffenheim.