Sieht so aus, als wird die Saison 2009/2010 allmählich zum annus horribilis für den Fußball. Erst nahm sich Robert Enke das Leben, dann wurde ein europaweites neues System von Wettbetrügereien entdeckt. Am Wochenende wurde das Nationalteam Togos in Angola überfallen und drei Mitglieder der Delegation wurden ermordet. Der Angriff der Rebellen in der Region Cabinda, die dadurch kurzzeitig so bekannt geworden ist wie New Wembley, muss kein Argument gegen die WM in Südafrika sein. Jeder weiss, dass es innerhalb Afrikas riesige Unterschiede gibt, abgesehen von den Maghrebstaaten gibt es dort wahrscheinlich kein anderes Land, das in der Lage wäre eine WM zu stemmen. Trotzdem ist man natürlich peinlich pikiert, wenn die postkoloniale Gewalt in der heilen Welt des Fußballs einschlägt. Ob eine Absage des Turniers eine kluge Reaktion wäre, wage ich zu bezweifeln. Niemand weiß, wie die angolanische Bevölkerung und die Besucher aus ganz Afrika auf einen solchen Schritt reagieren würden. Wenn Tausende von enttäuschten Fans anfangen zu randalieren, erhöht sich das Risiko für weitere Tote. Es wäre eher zu wünschen, dass die Veranstalter eine würdige Form der Trauer finden mögen. Und ich hoffe auch, die Ausrüster von Drogba und den anderen Weltstars in Gruppe B verzichten darauf, die Regierung von Togo in Regress zu nehmen, weil ihre Klienten jetzt ein Vorrundenspiel weniger haben, und sich dadurch die Chancen, Torschützenkönig zu werden entsprechend reduzieren. Es wäre naheliegend, bei den hohen Investitionskosten für das Produkt – ich meine jetzt den Schuh – eine Kompensation für eine derartige Wettbewerbsverzwerrung zu fordern. Eine schöne humanitäre Geste, wenn sie es nicht tun.
Die nächste Unbill steht in Gestalt des üppigen Winters bereits ins Haus. Schalke gegen Nürnberg kann in der Hallenarena am Sonntag sicherlich stattfinden, aber wenn es bis Ende Februar wie progonostiziert kalt und schneereich bleibt, wird es sicherlich zu Spielabsagen kommen. Und mit der Relegation und dem CL-Finale am Samstag fehlen in dieser prall gefüllten Saison bereits zwei mögliche Spieltage. Einmal in dreißig Jahren verkürzt man die Winterpause, und dann macht Crazy Daisy alles zunichte. Bei den durchspielenden Engländer, die immer als Vorbilder für die deutschen Warmduscher genannt werden, fielen am Wochenende sieben von zehn Spielen aus. Dass der Terminkalender bis zum Anschlag ausgereizt ist, ist schon längst bekannt. Weder diese Tatsache, noch die verschiedenen Herztoten der letzten Jahre hindern daran, eine Klub-WM und zahlreiche Hallenturniere durchzuführen. Immer feste druff.