Schöne Bescherung – Bader kriegt einen Trainergutschein

Schwupp, da war der Trainer weg. Hübsch eingefädelt vom Strippenzieher Allofs, dieser Wechsel. Pünktlich zum Fest beschenkt sich der Manager des VfL Wolfsburg selbst und  sein Kollege Martin Bader beim 1. FC Nürnberg bleibt muss sich mit einem Gutschein über „1 Cheftrainer, neu oder gebraucht“ auf dem Gabentisch begnügen.

Ob Hecking sich damit einen Gefallen tut, ich habe meine Zweifel. Wolfsburg hegt seit der Meisterschaft 2009 äußerst ambitionierte, um nicht zu sagen, überkandidelte Ziele. Und die 40 Punkte plus X, die er in Franken regelmäßig eingefahren hat, werden beim leider stets tragisch verhinderten Champions-League-Teilnehmer für eine erfolgreiche Saison nicht ausreichen. Könnte sein, dass Hecking sich ähnlich verzockt hat wie sein einstiger Zögling Schlaudraff mit seinem Wechsel zu den Bayern. Hoffentlich hat sich der Club nicht nur eine Ablöse, sondern auch die Verpflichtung von Alexander Madlung und Sebastian Polter bei diesem Deal gesichert.

Muss eigentlich nur noch geklärt werden, wer Hecking nachfolgt. Peter Neururer wird zwar immer genannt, wenn der Club einen Trainer sucht, aber der leistet als Fachkommentator bei Sport 1 einen so hervorragenden Job, dass ich ihn mir gar nicht auf der Trainerbank vorstellen möchte. Jedenfalls nicht beim Club. Lothar „Weltbürger“ Matthäus, der mittlerweile fast so oft geheiratet hat wie der Club abgestiegen ist,  würde den Verein in kürzester Zeit zwar bekannter machen als Justin Bieber und Lady Gaga zusammen. Jedoch lassen sich die umfassenden familiären Verpflichtungen des Rekordnationalspielers mit einer derartig verantwortlichen Position nicht vereinbaren.

Markus Babbel muss Hoffenheim erst einmal verdauen und einen Trainer, der sich nur für die Bayern in Stellung bringen möchte, mag ich nicht.  Ralf Rangnick wäre toll, aber gegen die Aufgabe, RB Leipzig in die Dritte Liga und RB Salzburg zum Fußballspielen zu bringen, nimmt sich das Ziel, den Club zur Deutschen Meisterschaft zu führen, viel zu simpel aus. Huub Stevens passt mit seinem mürrischen, wortkargen Pessimismus zwar hervorragend zur fränkischen Lebensart, aber ob er sich wirklich noch einmal motivieren kann, nachdem er mit Raul gearbeitet hat, wer weiß.

Mein Favorit ist nach wie vor Klaus Toppmöller, dessen Bundesligakarriere nicht durch Unvermögen, sondern durch Robert Hoyzer zerstört wurde. Toppi hat mit Frankfurt und Leverkusen Fußball spielen lassen, der noch schöner war als das, was Klopp seinen Duracell-Häschen beigebracht hat. Und fürs erste wären in Nürnberg mit dreimal Vize alle auch ganz zufrieden. Toppmöller ist sehr erfahren, hat ein Händchen für junge Spieler, liebt die Offensive und weiß, wie man die Bayern düpiert. Im Moment ist er vertragslos.

Aber vielleicht springt Hans Meyer für ein halbes Jahr ein, oder Andy Köpke hat eine Ausstiegsklausel beim DFB. Oder Dieter Eckstein kommt. Der Publikumsliebling betreut zur Zeit den DJK/SV Mitteleschenbach in der A-Klasse Frankenhöhe und wäre quasi die klassische Eigengewächslösung. Abwarten und Tee trinken. Apropos Tee – wo steckt eigentlich Felix Magath?

Siegenthaler, McClaren, Broich – Hin und Weg

Urs Siegenthaler ist jetzt doch nicht im Vorstand beim HSV, nicht unbedingt ein gelungener Einstand für das Mastermind des 2006er-Teams. Wie war das noch einmal mit dem Wechsel vom Verband in einen Verein? Herrlich, Rutemöller, Dörner? Wenn Daytrader Hoffmann sagt, der HSV sei noch auf der Suche nach seinem Schaaf, sollte er sich vielleicht daran erinnern, dass Schaaf, als er anfing, noch nicht Der Große Schaaf war, sondern ungefähr so unbekannt wie dieser Dings…der Interimstrainer bei Hamburg, der jetzt zu RB Salzburg geht, weil er keinen großen Namen hat, Manuz, Meniz, Munoz oder so ähnlich. Schaafs kann man nicht verpflichten, sie müssen reifen, im eigenen Saft, im eigenen Haus.

Dafür ist Dieter Hoeneß fündig geworden: Steve McClaren wird neuer Trainer in Wolfsburg. Wie die niederländische Zeitung TC Tubantia exklusiv meldete: Steve McClaren heeft een contract voor twee jaar getekend bij de Duitse voetbalclub Vfl Wolfsburg. Dat heeft hij vanmorgen exclusief aan de sportredactie van TC Tubantia laten weten. Ein geiles Land, in dem Zeitungen heißen wie Kampfschiffe der galaktischen Zerstörerklasse. Kein Wunder, dass die dort alle Fußball wie im Rausch spielen. Einziges Problem: Wer in Deutschland McClaren hört, denkt sofort Mercedes. Eine schwere Hypothek für die Tätigkeit in der Volkswagenstadt. Andererseits: Hans Meyer war auch mal in Enschede.

Egal, wo Nürnberg nächste Saison spielt, Thomas Broich ist nicht mehr dabei. Mag sein, dass er ein technisch begabter Feingeist und Individualist ist, für den Abstiegskampf war er denkbar ungeeignet. Jetzt wird Broich nach Australien zu Brisbane Roar wechseln. Ob die eher rustikale australische Spielweise ihm mehr liegt als der Bundesligakeller bleibt abzuwarten. Volles Roar voraus und alles Gute. Viel wichtiger ist, dass der australische Nationalspieler Vidosic vom anderen Ende der Welt, genauer gesagt aus Duisburg wieder zurück an die Noris kommt. Mineiro übrigens, darf Schalke ablösefrei verlassen. Im August 35 Jahre, 300 Ligaspiele, 24 Länderspiele, defensives Mittelfeld, erfahren, umsichtig, kampfstark, quasi ein brasilianischer Galasek. Mineiro und Ottl würden eine wunderbare Doppelsechs abgeben.

Die neue Champions League

Endlich einmal eine sinnvolle Reform. Wer die Auslosungen zu den Playoffs in der Champions League gesehen hat, wird feststellen, dass der elitäre Klub der Dauerteilnehmer durchlässiger werden wird.

RB Salzburg, Maccabi Haifa, FC Kopenhagen, APOEL Nikosia, FK Ventspils, FC Zürich, Levski Sofia, VSC Debrecen. Von diesen acht Vereinen sind in der neuen Runde vier dabei. Und wenn Celtic Glasgow (die Stadt mit dem südafrikanischen Weltmeisterschaftsklima) Arsenal knackt, dann wären zum ersten Mal seit es die CL gibt, nur drei englische Teams dabei. Insgesamt wird alles viel europäischer und meisterlicher. Ich drücke Maccabi Haifa die Daumen, die gegen die Österreicher eine reelle Chance haben.

Für die Europa League sind Hapoel Tel Aviv (gegen FK Teplice) und Bnei Yehuda Tel Aviv (gegen PSV Eindhoven) noch im Rennen. Hapoel hat eine gute Chance, Bnei Yehuda wird über sich hinauswachsen müssen. Und Hertha kann sich nach dem Duell mit Bröndby vermutlich ganz auf die Liga konzentrieren. Aber dann könnte ja Stuttgart einspringen, falls es in den CL-Playoffs gegen Timisoara nicht reichen sollte.