…und natürlich Blogger.

„Nun sind viele Journalisten, ganz vorne der neue Chefredakteur des Handelsblatts, leider Leute, die einem unablässig mitteilen müssen, was zu tun ist. Noch schlimmer in dieser Hinsicht sind nur Linkspartei-Aktivisten, FDP-Spitzenpolitiker, manche Beamte, vor allem pensionierte, und natürlich Blogger.“ Kurt Kister, Süddeutsche Zeitung 8. Mai 2010

Ich aber sage euch: Geht nicht über Los, zieht nicht 4000 Mark ein. Traut keinem über 30. Wagt zu wissen. Zieht den Bayern die Lederhosen aus. Haltet den Dieb. Achtet auf das Kleingedruckte. Laßt euch nicht verhärten in dieser harten Zeit. Verteilt das Fell des Bären nicht, bevor er erlegt ist. Zeit her eure Füßchen, zeigt her eure Schuh. Hört auf euer Bauchgefühl. Laßt Ball und Gegner laufen. Horcht, was kommt von draußen rein. Probiert’s mal mit Gemütlichkeit. Drückt die Daumen für Südafrika. Rettet dem Dativ. Freut euch des Lebens. Schaut den Lukas. Spart in der Zeit, dann habt ihr in der Not. Legt Karotten in einem feuchten Tuch in den Kühlschrank, damit sie länger frisch bleiben. Springt nie zweimal in den selben Fluß. Steigt nie zweimal in den selben Bus. Lest nie zweimal den gleichen Stuß.

Und damit nicht genug: Fragen Sie zu Risiken und Nebenwirkungen Ihren Arzt oder Philipp Rösler. Glauben Sie niemals einem Blogger. Grüßen Sie Kurt Kister von mir. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.

Bewegung 11. Juni

Heute Morgen beim Bäcker hatte die Verkäuferin eine kleine Deutschlandflagge auf ihre Wange appliziert. Vermutlich ist sie keine Christin, sonst hätte sie auch noch die andere hingehalten. Oder ist diese für den Endspielgegner reserviert?

Hier ganz in der Nähe ist das 11-Freunde-Hauptquartier, im Astra an der Warschauer Str. sind sie abgestiegen. Während vor vier Jahren sich alles noch ungeplant und urwüchsig entwickelt hat, erinnert die Suche nach der ultimativen Public Viewing Location diesmal an die Hatz auf den neuesten Gourmet-Geheimtipp in New York. Heinz und Moni haben den größten Fernseher, dafür ist bei Willi und Rita das Bier nicht ganz so warm. Der südafrikanische Eventgastronom bietet im Tafelberghain das beste Preis-Leistungsverhältnis bei den Springbocksteaks, aber leider gibt es keine Nachos, was gerade beim Auftaktspiel gegen Mexiko echt blöd ist. Im Parkcafé kann man bis 18 Uhr frühstücken, aber die Lichtverhältnisse für die 16-Uhr-Spiele sind völlig beschissen.

Das Stadtmagazin Zitty, das ebenso wie der Tagesspiegel  im Astra residiert, hat ein kleines Büchlein mit den wichtigsten Orten zum öffentlichen Fernsehen zusammengestellt. Für die großen Übertragungsorte haben sie allen Ernstes den Frauenanteil angegeben. Abgesehen von den fragwürdigen empirischen Grundlagen: Was sagt uns das? Komm, ich zeig dir meine Panini-Alben-Sammlung ist eine der klassischen Eröffnungen, auch als Friedrichshainer Gambit bekannt. Bei unserem lustigen kleinen Blogevent in der Allianz-Arena Anfang Mai lag der Frauenanteil bei Null Prozent. So ist Fußball: Männer schreiben die Blogs, Frauen stricken die Schals. Vor mehr als zwanzig Jahren zeigte mir eine Bekannte völlig erbost ein Schild am Kassenhäuschen von Göttingen 05: Frauen und Kinder die Hälfte. Immerhin das hat Alice Schwarzer erreicht: Frauen sind Vollzahler geworden. Im Beach at the Box soll ihr Anteil bei 50 Prozent liegen, im Astra bei 30 Prozent: 11 Freunde geteilt durch 7 mal 3 macht ungefähr…Halten Sie Ausschau nach den 4,71 Frauen in der Nähe der Warschauer Straße. Meine WM beginnt am grünen Strand der Spree im Haus der Kulturen der Welt (60% Frauen, 100% Südafrika, 200% Hakuna Matata).

Gruppe A – Prognose und Tipps

Vor 12 Jahren wurde Frankreich nach einem 3-0 gegen Südafrika Weltmeister. Jetzt hätten die Bafana Bafana die Gelegenheit für die Revanche. Was der Heimvorteil für die afrikanischen Teams bedeutet, kann man nicht einschätzen, er wird sicherlich kein Nachteil sein. 2006 war die Elfenbeinküste in einer zu starken Gruppe, Ghana engagiert, aber im Achtelfinale gegen langweilige Brasilianer zu schüchtern, der Rest war schlapp. Ich gehe davon aus, dass alle afrikanischen Teams über sich hinauswachsen werden. Dass Südafrika keine Stürmer hat, ist bekannt. Aber Pareira hat ein Team geformt, auch das ist zu sehen. Impossible is nothing.

Frankreich wird nicht so lausig spielen wie 2008, aber die Weltmeister-Generation wirft immer noch lange Schatten. Nicht nur für Zidane, auch für Deschamps gibt es keinen Nachfolger. Und der Zauber der Himmelsstürmer von damals ist auch verflogen. Henry lügt (den Ball ins Tor) und stiehlt (den Iren die WM), Ribery allein wird es nicht richten können. Außerdem ist Domenech ungefähr so passend wie Stevens bei Hertha.

Mexiko spielte eine Qualifikation mit Höhen und Tiefen und scheint über seinem Zenit. 2006 waren sie in einer eher dankbaren Gruppe, diesmal wird es schwer, auch weil sie mit der Last des Eröffnungsspiels zu kämpfen haben.

Uruguay hat sich hauchdünn qualifiziert, aber wir wissen auch, dass in Relegationen große Mannschaften geboren werden können. Sie haben gute Stürmer und werden die Tradition nicht mehr weiter pflegen, in jedem Spiel zwei Platzverweise zu kassieren. Die Rückkehr der Uruk-Hai wird ihren schlechten Ruf Lügen strafen.

Südafrika – Mexiko 2-1

Uruguay – Frankreich 0-0

Südafrika – Uruguay 1-1

Frankreich – Mexiko 1-0

Frankreich – Südafrika 1-2

Mexiko – Uruguay 0-2

Gruppensieger: Südafrika

Zweiter: Uruguay