Es war nicht alles schlecht, damals in Soccer City

Aber Mertesacker stand völlig neben sich, neben dem Gegenspieler, neben dem Ball, neben allem eigentlich. Erspielte, als sei er verletzt. Beim 4-4 von Bremen gegen Valencia in Europa League vor ein paar Monaten bekam er die Note 5 und David Villa schoß drei Tore. Das verheißt nichts Gutes, Villa ist ganz in der Nähe.

Podolski bewegte sich zwischen der 20. und 70. Minute an der linken Seite, als sei er beim Pilzesuchen, den Kopf nach unten und auf keinen Fall übertrieben schnell. Ich hielt schon Ausschau nach einem Geißbock am Spielfeldrand, so sehr erinnerte das phasenweise an sein Gekicke bei Köln.

Schweinsteiger war gut und wächst insofern auch in die Ballackrolle hinein, als die Fußballnation jetzt bis Sonntag Hausaltäre für seinen unteren Gesäßmuskel einrichten muss. Lahm war gut, Friedrich wird immer besser. Es tut ihm offenbar gut, das Kapitel Hertha demnächst abschließen zu können. Badstuber blieb gleich draußen, auch bei Müller ist die Luft ein bißchen raus. Jerome Boateng spielte solide, ließ nur einmal böse vernaschen. Özil behielt trotz der vergebenen Großchance die Nerven, Cacau spielte fleißig und ideenreich, sitzt aber gegen England wieder draußen. Khedira machte den Schattenmann für den Prince, den er aber trotzdem nie ganz ausschalten konnte. Neuer mit Licht (Eins-gegen-Eins) und Schatten (Flanken), aber da, wenn es drauf ankam.

Apropos Prince, es war ein sehr faires Spiel mit einem sachlichen und klar agierenden Schiedsrichter, mal wieder viel Lärm um nichts. Und jetzt gegen England. Mein Nachbar zu Linken meinte gestern spontan: Also Elfmeterschießen. Jedenfalls sollte man sich von den bisherigen Leistungen der Engländer nicht blenden lassen, gegen Deutschland machen sie immer ihre besten Spiele. Eigentlich halte ich einen einzigen Stürmer für eine seelische Grausamkeit, aber mit der offensiven Dreierreihe sollte man am Grundgefüge nicht viel ändern. Als Alternative zu Mertesacker gäbe es Boateng oder Aogo.

Nicht minder erfreulich als das deutsche Weiterkommen ist die Tatsache, dass Ghana auch im Achtelfinale steht und gegen die USA jedenfalls bessere Chancen hat als vor vier Jahren gegen Brasilien. Irgendwann müssen sie mal einen Treffer aus dem Spiel heraus erzielen, im Elfmeterschießen darf Gyan nur einmal.

Gruppe D – Jogis Kindergarten bittet zum Tanz

Köhler und Koch geben den Amtslöffel ab und die Partei der Deutschen Einheit verschmäht Joachim Gauck als Präisdentschaftskandidaten. Der Mohr hat längst schon seine Schuldigkeit getan. Es sind kleine Zeichen des Verfalls, aber in turbulenten Zeiten war die Auswahlmannschaft des DFB immer besonders gut. 1974 war Willy Brandt gut einen Monat vor der WM zurückgetreten, 1990 tobte gerade der Wiedervereinigungswahnsinn durch die Lande, 1954 setzte sich der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Otto John, kurz nach der WM in die DDR ab. Diese junge Mannschaft hat alle Voraussetzungen, um Weltmeister der Herzen nicht nur in Deutschland zu werden. Dass es für den Titel reicht, halte ich für äußerst unwahrscheinlich.

Serbien ist sicherlich nicht mit der Mannschaft 2006 zu vergleichen, die von Argentinien so brutal vorgeführt wurde. Mannschaften aus dem ehemaligen Jugoslawien verbinden durchweg technische Qualitäten mit großer Zweikampftstärke, der Sieg gegen Bosnien hat es gezeigt.

Australien hat den Qualifikationskontinent gewechselt und sich trotzdem durchgesetzt. Es wird schwierig, gegen sie zu bestehen. Noch so eine Mannschaft ohne große Stars, das liegt nicht nur an den vielen Verletzungen. Erfahrene Trainer machen aus Freizeitfußballern ernsthafte Achtelfinalkandidaten.

Ghana stapelt tief, es kann nicht sein, dass sie so grottenschlecht spielen wie in der Vorbereitung. Sie haben ohne Essien einen tollen Afrika-Cup gespielt und sollten die Vorrunde überstehen.

Serbien – Ghana 1-2

Deutschland – Australien 2-1

Deutschland – Serbien 1-1

Ghana – Australien 1-0

Ghana – Deutschland 1-1

Australien – Serben 2-2

Gruppensieger: Ghana

Gruppenzweiter: Deutschland

Gruppe C – Die Boston Tea Paarung zuerst

England hat wie viele andere Mannschaften mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Trotzdem sollten die Engländer eine bessere WM spielen als 2006. Damals gewannen sie zwar vier Spiele, wirkten aber lethargisch und uninspiriert. Ein Weltmeister England wäre eine feine Sache, allerdings werden die Three Lions wohl wieder an den eigenen Nerven scheitern.

Den USA ist alles zuzutrauen. Sie sind eingespielt, mittlerweile erfahrene WM-Teilnehmer, haben nicht das Pech, mit den Holzmicheln aus Italien in einer Gruppe zu spielen. Von größeren Verletzungen blieben sie bisher ebenso verschont wie von zu hohen Ansprüchen.

Algerien und Slowenien sollte man auf keinen Fall unterschätzen. Mit Platz 25 und 30 der FIFA-Weltrangliste stehen sie beispielsweise vor Ghana und Dänemark und haben nichts zu verlieren. Trotzdem werden sich in dieser Gruppe die Favoriten durchsetzen.

England – USA 1-1

Algerien – Slowenien 0-0

Slowenien – USA  1-1

England – Algerien 2-0

Slowenien – England 0-2

USA – Algerien 1-1

Gruppensieger: England

Gruppenzweiter: USA