Jemand hatte die Absicht, eine Mauer zu errichten

Und dieser Jemand heißt José Mourinho. Wenn man seinen Siegesspurt gestern Abend gesehen hat, wünscht man sich beinahe einen Bayern-Sieg, bloß um diesen Mann vor sich selbst zu schützen. Was wird er machen, wenn er gewinnt? Eine Büste von sich in Madrid aufstellen lassen? Rom anzünden? Portugal kaufen? Eine andere spannende Frage: Soll man, muss man, darf man für die Bayern sein in diesem Spiel? Weil es um den vierten Platz geht? Weil es gehen Italiener geht? Darf man sich wenigstens ein frühes Tor wünschen, damit Inter Fußball spielen muss?

Die zweite Halbzeit dieses Spiels war ein Leckerbissen für alle, die gerösteten Beton an mediterranen Gemüsen mögen. Barcas Uhrwerk gegen die Neunerkette in Weiß, die ein hohes Maß an Schwarmintelligenz und Hingabe bewies. Sind schon ausgekochte Taktikferkel, diese Menschen südlich der Alpen. Wer auf einem Stiefel Fußball spielt, weiß, wie er die Räume eng macht. Da half auch das überbreite Spielfeld in Nou Camp nichts. Auch da steht das Tor in der Mitte, und in der Mitte wartete die neunköpfige Hydra. Barca hat es im Hinspiel verloren, da hat Inter gezeigt, dass sie ein Spiel auch machen können, nicht bloß zerstören. Gegen Chelsea übrigens auch schon. Wobei, das Handspiel vor dem nicht gegebenen 2-0 war eine sehr harte Entscheidung, der Ball ging aus zwei Metern an den Körper. Nebenbei bemerkt, es stehen die beiden Mannschaften im Finale, die im Viertel- und Halbfinale zuerst Heimrecht hatten. Das galt bisher immer als Nachteil. Liegt es an der besseren Defensivarbeit, oder ist es doch ein Vorteil, mit einem Vorsprung anzureisen?

Und heute Abend der HSV. Wenn das in Hoffenheim Absicht war, dann sollten sie in Fulham wenigstens ein 1-1 holen.

Relegation, wir kommen

Um es ganz deutlich zu sagen: Nürnberg steigt nicht deshalb ab, weil sie zu Hause 2-3 gegen Dortmund oder 0-2 gegen Wolfsburg verloren haben. Die fatalen Schnitzer waren das 0-1 gegen Bochum, das 0-1 gegen Freiburg und das 0-2 gegen Hannover, alle in der Hinrunde. Wenn man dreimal gewonnen hätte, hätte man schon seit drei Wochen entspannte 37 Punkte und die drei Abstiegskonkurrenten jeweils drei weniger. Das heißt, der Club hätte schon gegen Mainz den Klassenerhalt feiern können. Aber nein, es muss mal wieder ein Fotofinish geben. Drunter machen es die rot-schwarzen nicht. Wir wollen es nicht so einfach haben wie die Streber aus Mainz, die einfach zu Hause nicht verlieren können. Eine leise Hoffnung böte ein desolater HSV. Wenn der gegen Fulham in die Verlängerung müßte und danach trotzdem verliert, dann könnte im hohen Norden vielleicht was gehen. Weder gegen die Wölfe noch gegen Lüdenscheid war der Club deutlich schlechter, einfach nur naiver, weniger abgebrüht. Und immerhin nehmen sich Bochum und Hannover am letzten Spieltag gegenseitig die Punkte weg. Oder teilen sie sie auf? Wenn Nürnberg bei Punktegleichstand gegen Köln verliert, und die anderen beiden spielen Unentschieden, dann reicht es nicht einmal zu neuen Königsdiziplin in Franken, der Relegation.

Dreimal 2-1

Seit Jahren wollte ich diesen Kalauer schon mal machen, jetzt ist mir gestern Hansi Küpper auf Sat 1 zuvorgekommen: Standard Lüttich heißt so, weil sie bei Standardsituationen so gefährlich sind. Und nicht nur bei Standardsituationen. Dieser Lupfer-mit-Kopfball kurz vor Schluß wäre ein Tor wert gewesen. Das Rückspiel wird eine ganz heiße Nummer, wobei der HSV reichlich kassieren kann, s0 lange er nur reichlich trifft. Eine knappe 4-3 Niederlage und alle wären zufrieden. Außer vielleicht Bruno Labbadia, der sich ärgert, dass sein Team nach neun Monaten nicht spielt wie Barca, Inter und Arsenal zusammen.

Wolfsburg hat kurz vor knapp das kostbare Auswärtstor geschafft, wieder einmal war es Madlung. Der sieht zwar aus wie ein Grobmotoriker, wird aber chronisch unterschätzt, sogar von Magath, dem Talenteversteher, Juniorenentdecker, Hirnhexer. Angeblich sind englische Teams ja auswärts viel schwächer, aber die chronisch löchrige Abwehr der Wolfsburger wird eine Sternstunde brauchen. Einfacher noch, Dzeko schießt vier Tore, das könnte reichen.

Die Bayern haben mal wieder Revanche genommen für 1999. Wie beim Audi-Cup vergangenen Sommer. Ein Sieg für die Scheck Geschichtsbücher. Und im Rückspiel ManU ohne Rooney, Bayern ohne Rensing, es wird ganz eng. Warum Olic immer draußen sitzt, ist ein Rätsel, er war in Turin der entscheidende Mann, am Dienstag war er es wieder. Ob es da eine Stallorder gibt, Klose und Gomez spielen zu lassen. Von Löw?

Die europäischen Spiele sind spannend wie lange nicht, und die Europa League (warum nicht European Liga, das klingt doch viel internationaler) hat eine gute erste Saison. Platinis Reform hat gewirkt.