Am Sonntag lief auf Phönix eine Dokumentation von Richard Klug zum Vorbereitungsstand der WM in Südafrika: Fußball-Fieber am Kap, Südafrikas Weg zur WM. Wiederholungen gibt es am Samstag, 8. August 2009 um 11.00 Uhr und am Sonntag, 9. August 2009 um 18.00 Uhr. Der Film ist weder ein Sammelsurium der üblichen glückliche-Afrikaner-lieben-Fußball-über-alles-Bilder, noch ein Kompendium des Schreckens.
Ellis Park, das 1927 errichtete Rugbystadion in der Innenstadt von Johannesburg, in dem auch die Orlando Pirates Fußball spielen, liegt zwar in der Nähe von Hillbrow, dem Viertel mit der höchsten Straßenkriminalität in Johannesburg. Die Firma Omega Solutions installiert dort allerdings Hunderte von Videokameras, um die Straßen sicher zu machen. In der Kontrollzentrale wird man Zeuge eines Überfalls auf einen Autofahrer, dem die Scheibe eingeschlagen wird. Bürgerwehren, die nacht in Gruppen von sechs bis zehn Personen auf Streife gehen, führen unablässig Personenkontrollen durch, berittene Polizei im Paradehelm kontrolliert die Zugangsstraßen. Der Confederations Cup war sicher in den Stadien, ein Erfolg für die Organisatoren um Danny Jordaan, jetzt geht es darum die Gegend um die Stadien sicher zu machen.
In Nelspruit, vier Autostunden von Johannesburg, finden vier Vorrundenspiele statt. Die kleine Stadt liegt mitten im Busch, der Krüger-Nationalpark ist direkt um die Ecke. Das Stadion liegt wie alle anderen Bauvorhaben im Zeitplan, die Träger der Dachkonstruktion werden aussehen wie Giraffenhälse, die Sitze werden schwarz-weiss gestreift sein, wie Zebras. Wer will, kann die Zeit zwischen den Spielen im Zeltlager verbringen.
Auf einer Pressekonferenz mit Jérôme Valcke, dem Generalsekretär der FIFA und verlängertem Arm Sepp Blatters vor Ort, kritisiert ein Journalist der Elfenbenküste, dass er 2006 Schwierigkeiten hatte, nach Deutschland einzureisen. Damit die WM am Kap tatsächlich ein Fest für ganz Afrika wird, sollen Spezialvisa die Einreise für afrikanische Fußballtouristen ermöglichen. Hofft Valcke, der eine konkrete Antwort auf die Frage schuldig bleibt.
Wenn man die riesigen Baustellen und kühnen Entwürfe der Stadionarchitektur sieht, bekommt man eine Ahnung davon, was für ein Meilenstein das Turnier werden kann. Nicht nur, weil unter der Apartheid Fussball bevorzugt der Sport der Schwarzen und Rugby der Sport der Weißen war. Wie sich ein arbeitsloser Township-Bewohner ein Ticket leisten soll, bleibt allerdings schleierhaft. In Nelspruit versucht das Organisationskomitee jetzt, örtliche Unternehmer zu animieren, Public Viewing zu organisieren. Mit Bürgerwehren gegen die Taschendiebe?
Neben all den Merkwürdigkeiten bei Sicherheit, Transport und Unterkunft müssen sich europäische Fans vor allem an das Wetter gewöhnen. Im Juni und Juli ist auf der Südhalbkugel tiefster Winter. Die Bilder der Brandung in Kapstadt sahen ungefähr so anheimelnd aus wie Glasgow im November. Ein Sommermärchen wird diese WM in keinem Fall. Aber die Kicker von der Insel hätten dann wenigstens einen Heimvorteil. Wobei, dem Fritz sei Wädda ist ja eine Weltmarke.