Es gibt sie noch, die schönen Dinge

Zum Beispiel 1-4-Heimniederlagen von Hertha BSC. Damit dürfte Nürnberg wenigstens den Relegationsplatz sicher haben. Und dann gibt es vielleicht ein Wiedersehen mit Fürth. Nach der zweiten unnötigen 0-1-Niederlage in Serie – gegen Stuttgart wären drei Punkte drin gewesen, gegen Bayern einer – und den Siegesserien von Freiburg und Augsburg ist noch einmal richtig eng geworden. Die gute Nachricht: Mit Ausnahme des Fanfreundschaftsklassikers gegen Königsblau und dem Saisonfinale gegen die oft zu Gastgeschenken aufgelegten Leverkusener gibt es im Restprogramm nur noch Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte. Gleich gegen Freiburg kann man sich ins Getümmel des Abstiegskampfes stürzen. Zum Glück spielen sie im Breisgau, auswärts besteht immer die Möglichkeit eines Punktgewinns.

Das Manager-Spiel in der Hinrunde

Wie schon erwähnt, spiele ich in dieser Saison nur Bundesliga, und die Reduzierung aufs Wesentliche hat meinen Mannschaften gut getan. Auch die Entscheidung Classic und Interactive auf 15 Positionen identisch zu besetzen, also das Classic-Team als Grundlage für Interactive zu nehmen, hat sich ausgezahlt.

Bei der Classic-Variante konnte ich am 17. Spieltag mit Platz 613 das bisher beste Tagesergebnis erzielen und in der Gesamtwertung auf Platz 4800 (bei 120000 Teilnehmer/innen) nach oben klettern. Wesentlich dazu beigetragen hat Raul mit seinen drei Toren gegen die gerupften Bremer (oder sagt man bei Fischköpfen: geschuppt?), aber auch Wollscheid ist nach seinem kleinen Durchhänger wieder bei seiner Normalform angekommen. Abräumer Nummer Eins war Reus, der mit 112 mehr als die Hälfte meiner 221 Punkte eingespielt hat. Hoffnung macht, dass die Spieler, die schwächeln – als da wären – Rodnei mit -26, Johnson mit -4 und Feulner mit -2 – allmählich besser in Form kommen. Dass eine Mannschaft mit drei Nürnbergen und drei Schalkern so weit oben steht, ist in jedem Fall erste Sahne.

Bei den Interaktiven sieht es nicht ganz so gut aus. Mein bestes Ergebnis hatte ich am siebten Spieltag. Mit 60 Punkten als Tagesergebnis stand ich auf Platz 4100, um parallel zur Nürnberger Krise nahezu ungebremst und quälend langsam bis auf Platz 38000 abzurutschen. Das Finale der Hinrunde führte mich auf Platz 28000 (von 234000) zurück. Ergänzend zu den Classic-Spielern sind im Interactive-Kader noch Pander und Tiffert hervorzuheben, auch die beiden mit tendenziell leicht aufsteigender Formkurve.

Bleibt die Frage, ob ich neue Spieler holen soll. Manch einer hat sich zu weit aus dem Transferfenster gelehnt und ist dabei böse auf die Nase gefallen. Meine Spieler kommen aus Schalke, Hoffenheim, Kaiserslautern, Gladbach, Köln, Bremen, Hamburg und vom Club. Und bis auf die billigen Füllkäufe ohne Einsätze und Problembär Arnautovic sehe ich bei all diesen Vereinen noch Luft nach oben. Nun gut, Reus und Raul spielen schon am Limit. Aber wenn alle anderen noch ein bißchen besser werden, dann könnte es am Ende für die oberen Zehntausend reichen.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2012. Vielen Dank fürs Lesen, Diskutieren, Klugscheißern, Korrigieren und Widersprechen in den vergangenen zwölf Monaten.

Konsolidierung auf leisen Sohlen

Schade, dass Wollscheid geht, aber die mindestens 5,5 Millionen Euro, die der Club von Leverkusen erhält, sind mehr als nur ein schwacher Trost. Der notorische Pleitekandidat, der es in den neunziger Jahren bis zum Punktabzug wegen Verstoß gegen die Lizenzauflagen brachte, ist kurz davor, schuldenfrei zu werden. Das Nachwuchsleistungszentrum wurde bei der letzten Zertifizierung von der DFL mit drei von drei möglichen Sternen bewertet. Mit Plattenhardt, Chandler und Wollscheid aus der U23 sowie Mendler und Wießmeier wurden gleich fünf Spieler über den Umweg der eigenen Nachwuchsmannschaften bei den Profis eingebaut. Und die Späher um Manager Bader werden zu Beginn der neuen Saison bestimmt den einen oder anderen weiteren Überraschungskandidaten aus dem Hut zaubern. Die Zeit, in der der Club das Wärmestübchen für alternde Stars von Uli Hoeneß bis Jan Koller war, scheint endgültig vorbei.

Der Verein hat einen Stil gefunden, der zu seinen Möglichkeiten passt. Dazu gehört immer wieder eine Saison, die vorwiegend in der unteren Tabellenhälfte stattfindet, dazu gehören Durststrecken wie die mit acht sieglosen Spielen gerade eben, dazu gehören auch Verkäufe von Schlüsselspielern, wobei Ekici und vor allem Gündogan im stärksten Mittelfeld der Liga sich ähnlich schwer tun wie Schäfer bei seinem annus horribilis in Stuttgart. Aber auch eine Rückkehroption gibt es im Nürnberger Modell. Nicht erst, seit Andy Köpke an den Valznerweiher zurückkehrte. Sogar Vittek hat nach seiner tollen WM 2010 laut vom Club geträumt.

Natürlich wird nicht jeder Nobody so groß einschlagen wie Wollscheid. Und die permanente Leihökonomie, die Didavi und Hegeler wahrscheinlich zu ihren Stammvereinen zurückwandern läßt, ist ist nicht ohne Risiken. Außerdem wird Schlüsselspieler Simons zum Ende der Saison wahrscheinlich aufhören. Trotzdem hat der Club ganz andere Möglichkeiten als früher. Bunjaku, Mak, Nilsson, Judt sind alles keine Überfliger, können aber Leute aus der ersten Elf adäquat ersetzen. Und die Entscheidung, Maroh nicht an Cottbus abzugeben, hat sich als richtig erwiesen. Man braucht heute drei gleichwertige Innenverteidiger, Lüdenscheid ist hier das Musterbeispiel. Maroh muss sich „Black Magic Woman“ (Santana) und „Der dritte Mann“ (Anton Karas) auf den iPod laden und sich in Geduld üben, um dann in der neuen Saison zusammen mit Klose zu voller Form aufzulaufen.

Nebenbei: Nachdem das 1-0 in Berlin die Spielnote 5,5 erhielt, hat der Club am Samstag wieder ein 1-0, diesmal mit einer glatten 5, gegen Kaiserslautern nach Hause geschaukelt. 15 Punkte mit 14 Toren, das ist auch eine neue Qualität,  auch wenn es gerne immer wieder spektakulär, torreich und offensiv sein darf.

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Auf www.robalef.de sind die neuesten Kritiken zu Kleine Biester zu finden, außerdem war am vorletzten Samstag die Gala zu 20 Jahren Wahrheit.