Urmel, wir kommen!

Immerhin, ein Heimsieg, wenn auch mit Hängen und Würgen. Und jetzt noch zwei außerplanmäßige Großeinnahmen. Die dann in den Lebenszeitvertrag mit Charisteas investiert werden? Glücklos bis 2017? Letztes Jahr siegte der Zweitligist zweimal souverän, für den verfrühten Aufsteiger Nürnberg ist die Relegation ein ordentliches Saisonergebnis, das mit etwas mehr Zielstrebigkeit zu vermeiden gewesen wäre. Unterschätzen werden die Spieler Augsburg bestimmt nicht, dafür kennt man den Nachbarn zu genau. Und wenn Mintal endlich wieder Zehner spielen darf, wird am Ende vielleicht doch noch alles gut.

Andererseits…Abstieg nach Relegation fehlt uns glaube ich noch in der Sammlung.

Horror, Furor, Error – Die Mumie kehrt zurück

Herzlich willkommen im WM-Jahr 2010. Während die Welt dem Turnier in Südafrika entgegenzweifelt, bastelt man am Valznerweiher augenscheinlich an einem Remake des Klassikers „Fahrstuhl zum Schafott“.

Wer glaubt, der Autor dieser Zeilen wäre so wortkarg gewesen, weil ihm die Leistungen des 1. FC Nürnberg die Sprache verschlagen haben, täuscht sich. Die Gründe liegen außerhalb des fußballerischen Bereichs. Natürlich hätte ich gerne eine Siegesserie nach dem 3-2 in Wolfsburg gesehen, aber mit und ohne Oenning wird es eine ganz enge Kiste für den Club, das war nach diesem eigentlich verfrühten Aufstieg völlig klar.

Nachdem es der Trainer nicht geschafft hat, trotz guter Voraussetzungen die Mannschaft in den letzten vier Spielen zu wenigstens einem Sieg zu bringen, bin ich ausnahmesweise auch mit der Entlassung einverstanden. Eigentlich finde ich immer, Trainerwechsel in der Saison bringen nichts. Aber wer in der 12. Minute gegen Freiburg 0-1 in Rückstand gerät und danach in 348 Minuten nicht mal ein Tor zustande bringt, der braucht wohl tatsächlich neuen taktisch-motivatorischen Beistand. Nur an Raphael Schäfers Sperre kann es nicht gelegen haben.

Jetzt also Dieter Hecking, nicht gerade ein Trainer, der in Hannover die Stürmer aus dem Ärmel geschüttelt und die Viererkette neu erfunden hat. Und weil das mit Jan Koller – erfahren, gefühlte 200 Länderspiele, ein Ruf wie Donnerhall – beim letzten Abstieg so gut geklappt hat, darf jetzt der nächste Altstar die Nachwuchstalente in rot-schwarz mit seiner Routine führen. Rheuma-Kai ist mit seinem statischem Herumstehen und der geringen Laufbereitschaft die ideale Ergänzung zu Charisteas, der immerzu rennt und immerzu schreckliches Pech hat. Vor meinem geistigen Auge entstehen da Ballstaffetten, die an die Pantomimen am Ende von Antonionis „Blow-Up“ denken lassen. Ein Angriffsspiel, so völlig ohne Ball, dass man nicht einmal das Plopp hören kann.

Für die Defensive kommt Breno, in dem Manager Bader wohl einen verkannten Abwehr-Kroos vermutet, außerdem vermutlich Ottl, der tatsächlich in den Wirren der Bayern-Transfer-Strategie verloren ging, und dort eine Chance verdient gehabt hätte anstelle des irrlichternden Demichelis.

Aber auch der achte Abstieg wird kein Selbstläufer. Wichtig ist es, auf Schalke, in Hannover und gegen Frankfurt gleich einmal für eine gewisse mentale Verunsicherung zu sorgen. Eine rote Karte für den sensiblen Breno, ein verschossener Elfmeter von Rheuma-Kai oder ein schwerer Abspielfehler Ottls, und die Mannschaft bekommt sogleich ein Gesicht. Ein langes Gesicht.

Eigentlich hätte zu dieser Kader-Auffrischung Matthäus viel besser als Trainer gepaßt. Wenn man schon Bayern-Mumien plündert, sollte man die Königspyramide nicht unverschont lassen. Vielleicht geht ja noch was mit Rensing.

Schwarz-Gelbe Festwochen

Erst weiht Aachen den neuen Tivoli mit einer hochmodernen Anzeigentafel ein, dann feiert Borussia Dortmund 100. Geburtstag. Vielleicht hätten die Lüdenscheider doch lieber den FC Guingamp einladen sollen, dann wäre es ein Duell zweier gleichstarker Mannschaften geworden. Ob der engagierte Kommentator Mohammed heißt, konnte ich nicht in Erfahrung bringen, aber vom Fußballspielen versteht er jedenfalls eine Menge. Im Haus-TV der Borussia bemerkte Christoph Metzelder nicht ohne Hintersinn: „Man hat gesehen, dass wir noch in der Vorbereitung sind.“

Lustig gings auch zu in Bremen gestern. Von den Freistößen von Smakov (engl. to smack someone = jemandem eine reinhauen) wird Wiese noch eine Weile träumen. Juninho Bernambuco auf kasachisch. Der HSV sorgte für klare Verhältnisse, und Hertha muss im Rückspiel kämpfen.  Hapoel Tel Aviv gewinnt in Teplice, Rapid Wien zu Hause gegen Aston Villa. Das wird eine spannende Runde in der kommenden Woche.

Und hier die Tipps für den Bundesliga-Spieltag. Es sind lauter knifflige Paarungen dabei, außerdem trifft man allmählich auch Aussagen über die Entwicklungstendenz der Vereine in den nächsten Monaten.

Hoffenheim – Schalke 0-1. Schalke siegt weiter, Tor nach Standardsituation, aber es wird ein später, ein glücklicher Sieg. Hoffenheim verteidigt entschlossen, aber die Offensive sucht noch die Feinabstimmung.

Dortmund – Stuttgart 2-3. Auch eine knifflige Kiste. Jedenfalls wird es torreich, Hleb , Elson und Pogrbnyak schrecken auch vor der Wand nicht zurück. Dortmund hat in diesem Jahr definitiv ein Abwehrpoblem, aber das war bei den Jungschern hinten nicht anders zu erwarten.

Köln – Frankfurt 0-0. Der Sommerkick bei Rhein gegen Main hinterläßt nur unzufriedene Gesichter. Wenn beide Teams nicht wissen, wie man ein Spiel macht,  kommt nicht sehr viel dabei raus.

Freiburg – Leverkusen 1-3. Wieder gut gespielt, wieder nur Komplimente. Gegen die gut eingestellte Mannschaft von Jupp Heynckes haben die Breisgauer das Nachsehen.

Mainz – Bayern 2-1. Ohne Ribery geht nicht viel bei den Bayern. Hinten haben die Mainzer Bancé, vorne den jungen Schürrle, der nach dem Spiel sofort einen Vierjahresvertrag bekommt, und Mehmet Scholls Mannschft vor dem Abstieg retten soll.

Nürnberg – Hannover 2-0. Es wird ein schweres Stück Arbeit, aber nach einer hektischen Anphangsphase kriegt der Club mit Charisteas in der Startelf seine Nerven in den Griff. Hannover taumelt weiter zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Bochum – Hertha 2-0. Ohne Kacar bleibt Hertha torlos. Die Berliner lernen nach der Überfliegersaison die Mühen der Ebene kennen. Bochum nutzt die Gunst der Stunde und die gute Tagesform von Azaouagh.

Wolfsburg – HSV 3-1. Ja, der HSV ist gut in Form, ja Ze Roberto und Elia sind echte Verstärkungen, aber mehr als ein Ehrentor ist nicht drin. Wolfsburg setzt sich zwei Toren von Schalkern ab.

Bremen – Gladbach 2-4. Mit ihrem Kasperlesfußball vom Donnerstag werden die Bremer gegen Gladbach keinen Blumentopf gewinnen. Die nächste Heimpleite ist fällig, da hilft auch die frisch importierte Pizza nichts.