Vom Geißbock übertölpelt

Früher, lange vor Michael Skibbe und Friedhelm Funkel, gab es am Main eine launische Diva. Mittlerweile wird die Liga durch einen manisch-depressiven Geißbock durcheinander gewirbelt. Mal spielen die Kölner alles an die Wand, was ihren Weg kreuzt, manchmal humpeln sie so zombiemäßig über den Platz, dass man sein Podolskitrikot am liebsten in Deutz vergraben möchte. Gestern war der FC wieder einmal in Normalform, weshalb Bochum jetzt richtig in der Bredouille ist. Die ehedem Unabsteigbaren können vom Abstieg nicht genug bekommen. Sind Geißböcke eigentlich beidfüßig oder idealerweise vielmehr vierfüßig?

Frankfurt macht sich

Wenigstens einer der seriös arbeitenden Mittelklassevereine scheint diesmal eine leidlich gute Saison vor sich zu haben. Die Frankfurter haben intelligent eingekauft (Bruchhagen!) und sind bisher nur vom normalen Verletzungspech verfolgt, einmal Seuche medium bitte, large hatten wir letztes Jahr schon. Skibbe läßt zwar auch ab und zu zünftig rumpeln (gegen Freiburg und Nürnberg), aber häßliche Sätze wie „Fußball statt Funkel“ eilen ihm nicht voraus. Und er hat einen ganz anderen Erfahrungshorizont als sein Vorgänger. Maik  Franz ist einer mit Kämpferherz, der der braven Eintracht zeigt, dass es auch Zähne und Klauen gibt im Abwehrbereich. Schwegler war ein echtes Schnäppchen mit hoher Eigenmotivation. Wenn Caio jetzt bald nicht mehr herumläuft wie ein Einwohner Sossenheims nach zwei Wochen Malle All Inclusive und der talentierte Mr. Fährmann und Chris wieder fit sind, dann wird das alles noch viel besser.  Nur Meier darf nicht besser werden, sonst ist er zum Saisonende weg.

Pokalt erwischt

Mainz mit seinen zahllosen Verletzten und Hannover mit seiner letalen Auswärtslethargie heißen die ersten beiden prominenten Opfer im DFB-Pokal. Bei dem arrivierten Pokalschreck Trier konnte man fast darauf wetten, dass es auch Lübeck gelingt, ist die größere Überraschung. Beinahe zum Opfer der eigenen Behäbigkeit wurden Fürth, 1860 München, Bochum und wieder einmal Hertha, gegen die Preußen Münster mutig aufspielte. Den höchsten Sieg feierte Bremen gegen Union, die ihr neues Schmuckkästchen erst einspielen müssen. Das Seuchenjahr von Werder mit dem DFB-Pokal als Trostpflaster ist damit wohl vorbei, der verlorene Sohn Borowski hat seine Münchner Eskapade beendet. Mit den Grünen ist zu rechnen. Ähnlich souverän gingen Wolfsburg und Schalke zu Werke.

Überrascht hat mich der Sieg der Lauterer in Braunschweig, gilt das Eintracht Stadion doch quasi als ein tiefer gelegter Betzenberg, niedersächsisch eben. Eine gute Maßnahme gegen das große Nervenflattern in der Pfalz, dieses verdient erkämpfte 1-0. Ebenso überrascht war ich vom klaren 3-0 der Frankfurter im Derby gegen Offenbach. Blogleser Nordkurve muss seine pessimistische Skibbe-Einschätzung zur Eintracht möglicherweise revidieren.

Allererste Sahne war natürlich das 3-0 der Clubberer in Dresden, wobei sowohl die Null als auch die drei (kein Stürmertor) nicht zu erwarten waren . Ich kann mich nicht erinnern, wann der Club zwei Auswärtspflichtspiele in Serie 3-0 gewonnen hat. Erst in Cottbus in der Relegation, jetzt kühl bis ins Mark, technisch und taktisch ausgereift bei Dynamo, die ihr neues Stadion auch noch einspielen müssen. Die erste Halbzeit sah ich auf Sky bei einer nahen Verwandten. In der Pause wurde die Übertragung abgestellt, „Ihre SIM-Karte ist nicht für dieses Angebot legitimiert“. Nach dem Umweg durch die sprachgesteuerte Hotline erklärte die freundliche Sky-Mitarbeiterin, Pokal gebe es nur im Sport-Paket, nicht im Bundesliga-Paket. Warum wir eine Halbzeit mit Kluges und Mintals ersten Saisontoren sehen konnten, wußte sie nicht, ich nehme das als gutes Omen für eine Saison, in der alles möglich ist.

Bei Bayern stabilisieren sich die Leistungsträger allmählich. Gomez hat offensichtlich einen Lauf, trifft gegen die Vereinigten Arabischen Emirate und Neckarelz beinahe nach Belieben. Rensing greift schon wieder nach den Sternen und läßt sich weder durch Lapsus noch Läpschen beirren. Ich verstehe nicht, dass die Bayern ihre Abwehr so vernachlässigen. Lucios Weggang ist mit Sicherheit eine Schwächung, dazu muss man nicht Kaiser sein. Und international ist mit Butt/Rensing kein Blumentopf zu gewinnen. Hildebrand wäre frei gewesen im Winter, aber Hoffenheim war schneller. Ich vermute, die Bayern langen beim Torwart noch einmal hin, Ribery im Tausch für Casillas vielleicht oder Lell, Ottl, Breno, Demichelis, Sosa und Schweinsteiger für Enke.