Der dritte Punkt für die Dritte Welt

Viele Fußballfans haben sich schon oft gefragt: Was passiert eigentlich mit dem dritten Punkt bei einem Unentschieden? Leider wandern diese Punkte bisher ungenutzt in den Müll, eine verantwortungslose Vergeudung wertvoller Ressourcen. Hier Wohlstand und Überfluß, auf der anderen Seit gibt es Länder, die so arm sind, dass sie sich keinen Punktspielbetrieb leisten können. Damit ist jetzt Schluß. Der DFB hat zusammen mit der UNESCO und der FIFA die Initative “Der dritte Punkt für die Dritte Welt” ins Leben gerufen. Jeder ungenutzte dritte Punkt bei einem Unentschieden wird nicht mehr weggeschmissen, sondern aufgehoben. Das gilt für alle Ligen des DFB bis hinunter in die Kreisklasse. Spieltag für Spieltag wächst das Punktekonto und am Ende der Saison erhalten bedürftige Fußballverbände ein Kontingent dieser Punkte, um einen Punktspielbetrieb starten zu können. Ein Sprecher des DFB erklärt: “Viele Fans hierzulande mögen sich über die häufigen Unentschieden ärgern, aber wenigstens tut man damit etwas Gutes. Hilfe zur Selbsthilfe darf kein leeres Gerede bleiben.” Im ersten Jahr wird es schwerlich gleich für die Drei-Punkte-Regel bei einem Sieg reichen. Man orientiert sich zunächst am Schach, wo es für einen Sieg einen Punkt und ein Unentschieden einen halben Punkt gibt. Auch wenn die Tabelle dann vielleicht für europäische Augen etwas merkwürdig aussieht, die ärmeren Mitgliedsverbände der FIFA können es kaum erwarten. Und die Initiative hat hellhörig gemacht. Die Premier League und die Primera Division diskutieren, ob sie sich beteiligen sollen. Für den Fußball als Weltkultur in sozialer Verantwortung sicherlich eine gute Sache. Also ran an die Unentschieden an diesem 21. Spieltag, auch ein torloses 0:0 kann glücklich machen.

Kommentare zu “Der dritte Punkt für die Dritte Welt” (5)

Schreibmaschine » Blog Archive » Unentschieden-Punkt für die 3. Welt
09.02.2007

[…] Auf dem taz-Blog Volk ohne Raumdeckung steht ein sehr toller Eintrag zum Thema Fussball und Hilfe für die 3. Welt. Es geht darum, dass der DFB zusammen mit der UNESCO und der FIFA eine Initative gestartet hat, welche jeden ungenutzte dritten Punkt [bei einem Unentschieden erhalten bei Mannschaften lediglich 1nen Punkt. Die 3-Punkte Regeln im Profifussball lässt somit bei jedem Unentschieden jedes Mal 1nen Punkt “so quasi” ungenutzt] bei einem Unentschieden sammelt und nicht mehr “wegschmeißt”. Die Initiative Der dritte Punkt für die Dritte Welt” gilt für alle Ligen des DFB bis hinunter in die Kreisklasse. Von Spieltag zu Spieltag wächst so ein Punktekonto heran, von welchem am Ende einer Saison bedürftige Fußballverbände unterstützt werden. Das Kontingent dieser Punkte wird dazu genutzt, um einen Punktspielbetrieb starten zu können. Ein Unentschieden kann also auch zu etwas Gutem genutzt werden. […]

Fucktard Harry
09.02.2007

Sehr geehrter Herr Alef,

die Welt könnte viel besser sein. Aber auch schlechter!

Offensichtlich wissen Sie nicht, daß der dritte Punkt der ersten Bundesliga nicht in den Müll wandert, sondern über den Umweg Schweiz am Ende einem bayrischen Schwarzpunktkonto gutgeschrieben wird.

Oder glauben Sie an den roten Weihnachtsmann im Hubschrauber?

Lollich.

FFL-Blog » Blog Archive » Der dritte Punkt
09.02.2007

[…] Rob Alef beschäftigt sich in seinem Blog “Volk ohne Raumdeckung” (http://taz.de/blogs/fusballblog/2007/02/09/der-dritte-punkt-fuer-die-dritte-welt/) mit dem Schicksal des Dritten Punkts beim Unentschieden. Keine Sorge: die Debatte um die blödsinnige Drei-Punkte-Regel will ich nicht wieder aufwärmen, auch wenn der Blick auf den Handball zeigt, dass es mit zwei Punkten auch geht. […]

Schachblätter » Blog Archive » Soli
12.02.2007

[…] Volk ohne Raumdeckung hat eine gute Idee: Der Punkt wird einfach an bedürftige Fußballverbände gespendet. Besser wäre es allerdings, ganz auf die Schachregeln umzustellen, wo es für einen Sieg einen Punkt und ein Unentschieden einen halben Punkt gibt. […]

manevia
26.06.2007

sehr nett, der beitrag. (möglicherweise ist euch ja bekannt, dass sich die website http://www.fc-dritter-punkt.de dem gleichen thema widmet.) ich war als sparsamer mensch übrigens von anfang an gegen die 3punkte-regel, da es für meinen geschmack eben nur 2 punkte pro spiel zu verteilen gibt. schließlich hat diese regeländerung in puncto attraktivität des fußballs oder gar möglichst weniger unentschieden letztlich nix gebracht. (was spricht überhaupt gegen die “friedliche” punkteteilung im sport – warum soll es in jedem punktspiel denn partout einen verlierer geben? und das allen fußballfans schmerzlich in erinnerung gebliebene “skandalspiel” Deutschland – Österreich bei der WM 1982 endete ja noch nicht mal remis!) für mich bleibt es einfach rätselhaft, warum ein sieg + eine niederlage mehr wert sein sollen als zwei remis…
aber wenn man schon unbedingt weg will von der archaischen 2punkte-wertung, dann könnte man doch gleich noch mehr punkte spendieren, indem etwa auch die anzahl der tore oder die höhe eines sieges bei der punktevergabe berücksichtigt werden. ich erinnere da an jene 9punkte-regel, welche seinerzeit in den 70er jahren des vergangenen jahrhunderts in der sog. “Wilden Liga” der USA galt. (dort konnte man selbst als verlierer einer partie noch bis zu drei punkte kassieren, und ebenso viel zählte etwa ein 0:0 unentschieden!) natürlich ist mir dabei bewusst, dass die USA schon immer vorreiter waren im verschwenden von ressourcen, auch wenns hier nur um vergleichsweise umweltneutrale gewinnpunkte geht. aber da die ja den DFB (noch) nichts kosten – ich habe zumindest noch nichts gehört von einer eventuell angedachten zertifizierung oder gar besteuerung durch den finanzminister – könnte man damit u.u. noch spendabler umgehen. jedenfalls würden sich neben der erwähnten 9punkte-regel auch noch eine vielzahl weiterer üppiger bewertungssysteme anbieten…
(diese letzten drei punkte gehen als kleine spende meinerseits an jenes DritteWeltProjekt 🙂

Rote Bete Fraktion

Endlich ein Roman über Terrorismus in Deutschland, noch dazu von mir. Hier schon mal eine Kleinigkeit zum Kennenlernen.

====
Das Polizeipräsidium lag gegenüber vom Flughafen. Vom Schreibtisch aus hatte Hauptkommissar Pachulke die beiden Flugzeuge mit Julius Dongle und Romea Cache gesehen. Aber er hatte ihnen keine Beachtung geschenkt. Er zählte Büroklammern: Neunundvierzig, Fünfzig, Einundfünfzig. Es stimmte genau. Er nickte leicht beim Zählen, und der Bürostuhl quietschte dabei. Gestern waren es noch dreiundfünfzig gewesen. Mit einer hatte er die Spesenbelege des letzten Quartals zusammengeheftet, mit der zweiten hatte er sich die Fingernägel sauber gepult und dann weggeworfen, eine dritte hatte er seinem Assistenten Dorfner geschenkt. Als Zugang verbuchte er einen Fund im Aufzug auf dem Weg in sein Büro. Einundfünfzig. Drei mal zählen sollte eigentlich reichen, er hasste übertriebene Gründlichkeit. Er sah auf den Abreißkalender an der Wand zu seiner Linken: Noch genau 5963 Tage bis zur Pensionierung. Da musste man sich die Kräfte einteilen.

Er spähte in dem kleinen Zimmer umher, auf der Suche nach einer die Sinne betäubenden Betätigung. Die Sonnenstrahlen leuchteten unbarmherzig deutlich auf die Schlieren an den Fenstern und den Teppichboden in der Farbe von eingetrocknetem Senf. Die grauweißen Wände waren kahl, abgesehen von einem großen mit Pappe unterlegtem Stadtplan, in dem bunte Markierungsnadeln steckten. Auf einem kleinen Tisch in der Ecke hinter der Tür stand ein alter Kopierer, der dumpf vor sich hinbrummte. Die Neonlampe an der Decke war aus. Eigentlich war sie kaputt, aber jetzt war sie aus. Das war die Bürowabe, die der „SoKo Veganischer Terrorismus“ als Hauptquartier diente. Pachulke betrachtete seine Kollegin.

Kriminalkommissarin Xenia Yolantha Zabriskie saß barfuß und mit untergezogenen Beinen in einem roten Ohrensessel und las Zeitung. Über ihr Gesicht huschte ab und an ein kleines Grinsen. Scheinbar völlig vertieft kraulte sie den kleinen sprungbereiten schwarzen Panther, der auf ihrer linken Schulter eintätowiert war, während sie las: „Sollte es möglich sein, dass eine Handvoll von Desperados den Einzelhandel in dieser Stadt in Angst und Schrecken versetzt? Fast kein Tag ohne Anschlag auf einen Gewerbebetrieb, und die Damen und Herren bei der Kripo scheinen geschlossen im Strandbad Plötzensee zu liegen. Bei Tarifverhandlungen heißt es gebetsmühlenartig, bei der Polizei gebe es so schrecklich viele Überstunden. Dann sollen sie eben noch ein paar mehr machen und diesen selbst ernannten ‚Fun-Guerilleros‘ endlich das Handwerk legen.“

Der Leitartikler war schon in Zeile zehn zu voller Form aufgelaufen, Zabriskie erkannte das neidlos an. Man konnte ahnen, wie er beim Schreiben das Wort „Fun-Guerilleros“ gegen die Mattscheibe seines Computers gespuckt hatte. Am 7. April hatten sie das erste Mal zugeschlagen. Sie überfielen eine Zoohandlung in Neukölln und befreiten alle Tiere: Vögel, Hamster, Fische, Geckos, sogar das Lebendfutter, Kakerlaken und Schnecken. Die 84-jährige Eigentümerin musste tatenlos zusehen. Von da an hatte es fast keine Woche ohne Überfall gegeben. Hundesalons, Pelzgeschäfte, Steakhäuser, sogar eine Agentur, die Tiere für Filmaufnahmen vermittelte. Auf ihrem und Pachulkes Schreibtisch stapelten sich siebzehn Bekennerschreiben. Das letzte war heute Morgen per Fax gekommen. Ein Angriff auf ein Hutgeschäft in Charlottenburg. Die Forderung war immer die gleiche: Freiheit für alle Tiere. „Rote Bete Fraktion“, knurrte Zabriskie. „Beschissene kleine Bastarde.“

Sie lugte an der Zeitung vorbei. Assistent Dorfner saß am Schreibtisch und las in einer Zeitschrift mit vielen bunten Bildern. Mit gerunzelter Stirn beugte er sich über das aufgeschlagene Heft und markierte sich wichtige Stellen mit dem Kugelschreiber. Gelegentlich fuhr die Zunge aus dem Mund und leckte über die Oberlippe.

„Na, Dorfner“, brüllte Zabriskie „lernst du wieder deinen Schweinkram auswendig?“

Dorfner zuckte zusammen, sah Zabriskie durch die Brillengläser an und presste die Lippen zusammen. „Einer muss es ja lesen“, sagte er kurz und beugte sich wieder über das Heft.

Zabriskie fuhr sich mit gespreizten Fingern durch ihre kurzen Haare und fühlte den leichten Schweißfilm. Plötzensee. Das wäre jetzt die richtige Abwechslung. An der alten Hängeregistratur aus bräunlichem Metall klebte eine Postkarte mit dem Tafelberg: Greetings from South Africa. Eine Erinnerung an die vorletzte Tourismusbörse. Keiner der drei war jemals in Südafrika gewesen. Nicht einmal Nordafrika. Tunesien, dachte Zabriskie. In einer dämlichen Touristenburg am Strand liegen und Drinks schlürfen, das wäre es jetzt. Aber da wurde ja gefoltert. Also doch nur Baden an der Plötze. War aber auch pietätlos, als Bulle neben den ganzen Knackis. Sie warf die Zeitung auf den Schreibtisch.

„Weiß man schon, von wo aus das Fax geschickt wurde?“, fragte sie.

Pachulke überlegte, ob er die Glasplatte des Kopierers vielleicht noch einmal reinigen sollte. Die Sprühflasche stand im Schrank. Oder sollte er besser Dorfner langsam an diese Aufgaben heranführen? Als er Zabriskies Frage hörte, zog er die Mundwinkel nach unten.

„Ja“, sagte er knapp. Ihre Mischung aus Fleiß und Lebensfreude waren für ihn eine ständige Irritation. Zabriskie klopfte mit der Faust einmal leicht auf ihren Schreibtisch, und er spürte ihren Blick auf sich ruhen. Seine Augen suchten das Weite, fanden aber nur den eingestaubten Eimer, der in der jetzigen Trockenperiode funktionslos neben seinem Schreibtisch stand. Die meiste Zeit des Jahres war er zusammen mit seinen Geschwistern, Wannen und Töpfen, ein eifersüchtig gehütetes Utensil.

Pachulke lehnte sich in seinem Sessel zurück und hob die Arme. Dicke Schweißflecken kamen zum Vorschein. „Es war ein Faxgerät im Gemüsemarkt an der Beusselstraße. Sehr originell. Ich habe mit dem Vorarbeiter der Packer dort telefoniert. Er kann unmöglich den Überblick behalten, wenn sechzig Leute mit dem Ausladen beschäftigt sind. Jeden Tag kommen andere, das Einzige, was man zur Tarnung braucht ist eine grüne Kittelschürze. Es gibt ein Büro dort, so ein Kabuff für den Verwaltungskram. Wenn sie die Ware abladen, ist das Büro meistens leer, weil der Vorarbeiter unterwegs ist. Ein Fax schicken dauert keine Minute.“ Er nahm das Bekennerschreiben aus der Ablage. „Um 4.30 Uhr ist es bei uns eingegangen.“

Er räusperte sich und las vor: „Wir haben gestern Abend das Hutatelier Jähnisch in der Damaschkestraße 12 in Charlottenburg angegriffen und zerstört. Die Wolle gehört den Tieren. Wie du Cashmere, so ich dir. Hanf statt Angora. Freiheit für die Pudelmützen! Freiheit für alle Tiere! Rote Bete Fraktion. Dieses Bekennerschreiben wurde maschinell erstellt und ist daher ohne Unterschrift gültig.“

Pachulke wollte die Personalien und Essgewohnheiten von sechzig Gemüsepackern nicht überprüfen. „Essen Sie eigentlich Fleisch?“ Diese Frage hatte er in den letzten Wochen zu oft gestellt. Er sagte zu Zabriskie: „Du fährst zum Großmarkt und hörst dich dort um. Sprich mit dem Vorarbeiter.“

Zabriskie nickte und ließ das Kinn nach unten fallen. Pachulke war nur halb zufrieden. Er wollte genauso wenig nach Charlottenburg fahren und Mützen zum Stückpreis von 350 Euro betrauern, während er mit der Ladeninhaberin – ihr zirpendes, nimmermüdes Stimmchen klang ihm noch im Ohr – über ihr faszinierendes Leben plaudern musste, bis sie endlich eine vernünftige Personenbeschreibung ausspuckte. Aber Dorfner konnte er da nicht hinschicken. Am Ende stellte er wieder etwas an.

Viel war es nicht, was er und seine beiden Kollegen bisher über die Rote Bete Fraktion wussten. Sie waren Vegetarier. Eingefleischte Vegetarier, wie ein Kollege nach dem dritten Überfall, es war ein Steakhaus gewesen, süffisant bemerkt hatte. Sie hatten genaue Kenntnis von allen Örtlichkeiten, die sie aufsuchten. Sie waren nicht dumm. Sie waren wahnsinnige und gemeingefährliche Dogmatiker.

Hodelditadeldi! – Hodelditadeldi! machte das Telefon. Pachulke zuckte zusammen und sah, wie Zabriskie zu ihm herüberschaute. Er nahm den Hörer ab, sagte Ja und Aha, dann Soso und TsTs, dann wieder Ja, Also weeßte und zum Schluss Nein. Schließlich legte er auf, und bedachte Zabriskie seinerseits mit einem langen Blick.

„Und?”

„Wir müssen in den Zoo. Der Panda ist weg. Dorfner, du bleibst hier und untersuchst die Bekennerschreiben nach grammatikalischen Auffälligkeiten. Dem Dativ auf der Spur bleiben.“ Dorfner wollte protestieren, aber Pachulke drehte sich nicht mehr nach ihm um, und Zabriskie winkte nur, als sie die Wabe verließen.

====
Den Roman weiterlesen: Bang Bang stirbt

Englische Woche – Die Tabelle

Gar nicht so uninteressant, nach dieser aufregenden Englischen Woche Bilanz zu ziehen. So sieht die Tabelle aus:

Auf eins Schalke glatt mit drei Siegen, auch wenn es gegen Aachen schwere Arbeit war. Eine der interessantesten Szenen heute gegen Bremen: Rodriguez faltet Lincoln zusammen, weil der nach seiner Gelben Karte wegen Meckerns nicht aufhört zu meckern. Mit der Diva auf Probe spielt der S04 erfrischend schnörkellos und schießt blitzsaubere Tore. Lincoln ist zwar dabei, aber kein Überflieger mehr. Slomka, der Richard Gere vom S04 duldet keine Allüren.

Auf zwei Nürnberg punktgleich mit Mainz auf drei, jeweils sieben Punkte. Mainz hat sich zurückgemeldet, muß aber noch sehr viel tun, um nicht bloß als fidelster Absteiger aller Zeiten in die Geschichtsbücher einzugehen. Gut drauf, gut runter, schon ist’s passiert. Für Nürnberg spricht im Kampf um die UEFA-Cup-Plätze die Konstanz und die enervierend gute Abwehr. Andy Wolfs Vorbereitung zum 2:0 am Freitag war ein Musterbeispiel dafür, was einen modernen Innenverteidiger auszeichnet. Ein einziger Vorstoß in der zweiten Halbzeit, drei Spieler auf sich gezogen, nach außen auf Gresko gelegt (wie Vittek gegen Stuttgart), drinnen vollstreckt Schroth gegen Lahm (wie Frei in Dortmund). Ein überdurchschnittliches Stellungsspiel hatte Andy Wolf schon immer, auch wenn es schwerfällig aussieht, wenn er sich bewegt, jetzt hat er auch das Nervenkostüm und die Ballsicherheit. Einer der Aufsteiger dieser Saison.

Bremen, Stuttgart, Hertha und Hannover folgen mit jeweils sechs Punkten, zwei Siegen und einer schmerzhafte n Niederlage. Hertha dreht zweimal zuhause einen Rückstand und zeigt, dass die junge Mannschaft auswärts ihre Aussetzer und Auszeiten nimmt. Für Platz fünf könnte die fehlende Konstanz und das lästige Berliner Medienspektakel ein Nachteil sein, auch Hannover kommt bärenstark, hat jetzt offenbar auch – mit Fahrenhorst(!) – die richtige Deckungsformation gefunden. Bremen und auch Stuttgart bleiben dick dabei im Kampf um die Meisterschaft, nicht jede Mannschaft kann gegen Werder so ein Bullterrier-Pressing spielen wie Schalke, deren Angstgegner Stuttgart heißt seit dem vorletzten Spieltag 2001.

Auf Platz acht – höre und staune – Cottbus mit fünf Punkten (und zwei Heimspielen). Piplica in Galaform, ist ja auch schon im besten Torwartalter, der gute. Und Vasile Miriuta macht das Trüffelschwein und scoutet und vermittelt einen großartigen Rumänen nach dem anderen. Alte Liebe rostet nicht.
Wolfsburg und Gladbach folgen mit vier Punkten, zu wenig für die eigenen Ansprüche. Bester Mann bei Wolfsburg Mike Hanke, der jetzt hoffentlich seinen Stammplatz ergattert hat. So ein Instinktfußballer zusammen mit Marcelinho, das muß doch zünden. Bei Gladbach muß sich zeigen, ob der neue Trainer mehr kann als einmal zu gewinnen. Wichtiger ist wohl, dass Jansen fit und gut ist. Das Team hat so einen Spieler gebraucht.

Leverkusen und Dortmund mit drei Punkten, schon ist der Röbereffekt vorbei, schon hat bei Bayer der alte, ewigjunge Schlendrian Einzug gehalten. Nur zur Erinnerung: Es war Klaus Toppmöller, der die Mannschaft einst ins CL-Endspiel führte. Und vom Potenzial könnte Bayer heute auch um Platz drei mitspielen.

Frankfurt, Bochum und der HSV mit zwei Punkten, wobei Bochum mit zwei Punkten aus den Spielen in Cottbus und München mit reicher Beute heimkehrt. Nur blöd, dass der nächste Gegner Nürnberg heißt. Könnte wieder ein Unentschieden werden. Frankfurt unter Funkel plötzlich wieder launisch, jedenfalls weit hinter den eigenen Möglichkeiten zurück. Sollte der UEFA-Cup wieder über den Pokal erreicht werden müssen? Tja, und der HSV. Was kommt als nächstes? Spielabbruch bei 2:0 Führung wegen Erdbebens? Ein Wechselfehler? Was haben die Hamburger bloß verbrochen? Vielleicht hat der Platzwart einen Maulwurf mit dem Spaten erschlagen anstatt ihn waidgerecht zu vergiften. Und der Geist des Tieres spukt jetzt durch the stadium formerly known as Volkspark. Doll hatte die Scheiße jedenfalls nicht am Schuh, Stevens verliert ebenso niederschmetternd.

Ein Punkt für Bielefeld und die Bayern, die Arminia mit dem traditionell schlechten Start und vermutlich doch leichten atmosphärischen Störungen, nachdem klar ist, dass von Heesen weggeht. Bayern komplett von der Rolle und weg vom Fenster bei der Meisterschaft. Viele Fragen bleiben offen: Wird Uli Hoeneß ein Dekret gegen Englische Wochen nach der Winterpause verhängen lassen? Wird der Chor der Bayernlobhudler jetzt die Liga schlecht reden, so wie das immer mit dem Pokal passiert, wenn die Bayern draußen sind? Und: Gilt Hitzfelds Vertrag auch für die zweite Tabellenhälfte oder muß ab Platz zehn Hermann Gerland ran? Bayern und Bielefeld spielen als nächstes gegeneinander. Knisternde, funkelnde Spannung legt sich bereits heute über das Stadion in Fröttmaning.

Aachen hat null Punkte trotz zweier Heimspiele, das sieht sehr nach sofortigem Wiederabstieg aus, vielleicht sollten die überkandidelten Fans auf dem Tivoli mal “Vom Fischer und seiner Frau” lesen, um ihre hirnrissig hohen Ansprüche zurückzuschrauben. Diese permanenten Schmähgesänge hat die Mannschaft nicht verdient.

Noch vierzehn Spiele. Sehr schön.

Ein Kommentar zu “Englische Woche – Die Tabelle” (1)

at Welt Hertha Linke
05.02.2007

[…] Schaut man auf die aktuelle Tabelle, so ergibt sich der Eindruck, dass derzeit nicht viel los ist in der Bundesliga. Aber nur weil die Teams von Platz 18 bis zehn gegen den Abstieg kämpfen, sollte man bedenken, dass diese Saison auch selten kurios verläuft. Man denke an die Bayern, die mit 34 Punkten derzeit noch um den Klassenerhalt kämpfen müssen und den HSV, der die Championsleague noch nicht so ganz aufgegeben hat – nein man muss sagen vergessen kann. Die fachkundige Analyse der Tabelle der englischen Woche, bringt dann doch ganz andere Schlüsse: Schalke wird knapp vor Nürnberg Meister und Bielefeld, Bochum und der HSV steigen ab. Na wenigstens eins ist sicher: Der HSV steigt ab. […]