Brasilianische Nacht im Fürther Ronhof

Sauber zerpflückt haben die Fürther den Club am letzten Montag. Gegen eine vogelwilde Mannschaft, in der alle, von Schäfer bis Pinola wirklich alle patzten, spielte sich die drittbeste Mannschaft der Vorsaison in einen kleinen Rausch. Baba, der alte Schlingel, schoß noch schnell mal den Club ab, bevor er nach Augsburg wechselte.

Am ersten Spieltag habe ich den Club gegen Aue im Stadion gesehen, das war für eine runderneuerte Mannschaft sehr ordentlich. Mlapa legte zwar das Tor des Tages auf, aber mit Pekhart war das Offensivspiel beim Club durchdachter, schwerer auszurechnen. Dass er zweimal so schlecht angespielt wird, dass es Abseits ist, dafür kann Pekhart nichts. Trotzdem wird er immer einen schweren Stand haben bei den Clubfans.

Am ersten Spieltag Nürnberg 1-0 gegen Aue, Fürth gegen Bochum 1-1, am zweiten Spieltag Bochum 5-1 gegen Aue, Fürth mit dem gleichen Ergebnis im Derby. Könnte das bedeuten, dass der Club am ersten Spieltag schon drei wichtige Punkte im Abstiegskampf geholt hat? Oder sind in dieser Liga, in der keine Mannschaft die ersten beiden Spiele gewinnen konnte, alle Teams beinahe gleichauf?

Wie gut, dass jetzt Pokal ist. Da kann der Club gegen Duisburg seine Blamagenserie beenden, von der der von Bratwurst und Schäufele gesättigte Fan schier ein Blamagengeschwür kriegen möchte. Nebenbei kann er testen, ob er gegen eine ambitionierte Drittligamannschaft bestehen kann.

 

 

Nur der HSV

Nur der HSV schafft es, mit zwei derart miesen Leistungen die Klasse zu halten. Aber bitte, von mir aus. Mit Calhanoglu auf dem Absprung, Lasogga zurück in Berlin und 100 Mio € Schulden dürfen sie eben noch ein bißchen weiter krepeln. Ne gute Pointe wäre es, wenn er die Lizenz nicht kriegt: Der Pleitosaurus – leider ausgestorben, weil Gehirn zu klein. Anders als Gladbach, die gute Strukturen hatten und Hoffenheim, die eine tolle Rückrunde spielten, sieht es beim HSV nach der geglückten Relegation vollkommen desolat aus. Ich freue mich auf zwei tolle Derbys in der um eine Attraktion reichere Zweite Liga. Schade, Fürther. Ihr hättet – wie Dortmund in Madrid – das eine Auswärtstor im Hinspiel machen müssen,  mindestens.

Dass Wolfgang Wolf zum Club zurückkommt, ist eine feine Sache. Seine Entlassung war wie einige andere der letzten Jahre – Meyer, Augenthaler – sehr unglücklich. Die Pokalsiegermannschaft, die Meyer zur Vollendung brachte, ist in vielen Elementen Wolfs planerisches Werk gewesen. Wenn Ginczek – noch gar nicht richtig fit – meint, woanders anheuern zu müssen, soll er gehen. Viel interessanter finde ich, dass Hasebe angeblich bleiben will. Eine weitere Großtat Baders ist der Transfer von Drmic. So mal eben nebenbei den Marktwert eines völlig unbekannten Spielers vervierfacht, Leverkusen bedient sich weiter fleißig in Nürnberg. Der Club ist finanziell geradezu abwegig gut aufgestellt, da gibt es nicht nur den HSV in der ersten Liga, der seit Jahren auf der Felge fährt. Wie der Trainer wohl heißen wird? Bei allem Respekt: niederländische Trainer haben nicht wirklich einen Draht zu Nürnberg. Verbeek, früher Arie Haan und der legendäre Jeff Vliers sind alle kläglich gescheitert. Wenn man mal Meyer als Erfolgsmodell nimmt, wie wäre mit Gerd Schädlich? Sachlich, bodenständig, erfahren. Mit Chemnitz und Aue aufgestiegen. Der hätte es mal verdient, bei einem Verein mit ausgebauter Infrastruktur zu arbeiten. Aber vielleicht hat Meyer ja noch eine persönliche Empfehlung. Allan Simonsen vielleicht.

Das Pokalfinale wurde durch eine Fehlentscheidung entschieden. Aber das gleicht sich natürlich alles aus, im Lauf der Saison.

 

Alles ist möglich

Ein Kumpel von mir, einer der beiden, die das dramatische Finale im Parkstadion im Mai 2001 mit mir erlebt haben, schrieb mir vor ein paar Tagen eine SMS. Wie wir denn mit der Situation am letzten Spieltag umgehen würden. Als hoffnungsloser Optimist schrieb ich ihm: Der Club verliert sechsnull und Schalke sichert Platz 3. Nach dem Zombieauftritt gegen Hannover wäre der Club mit einem solchen Ergebnis gut bedient, könnte sich mit nicht mehr als drei Gegentoren pro Halbzeit gleich eine solide moralische Basis für den Wiederaufstieg schaffen.

Andererseits: Es ist der letzte Spieltag. An einem letzten Spieltag kann alles passieren. Noch ist nichts entschieden. Natürlich kann Nürnberg auf Schalke unentschieden spielen, während der HSV in Mainz 0-8 verliert. Natürlich kann der Club durch ein Eigentor von Draxler in der vierten Minute der Nachspielzeit gewinnen,  während der HSV einen Zwei-Tore-Vorsprung binnen vier Minuten verspielt.

Warum muss ich bei Braunschweig plötzlich an die FDP denken? Weil sie auch in blau-gelb auftritt und nichts für sich ins Feld führen kann als den Niedlichkeitsfaktor? Wer gegen Augsburg so verliert, ist mindestens der Vizedepp in dieser Liga. Vielleicht schaffen Planlos Ratlos und Harmlos trotzdem die Relegation, aber dieses Authentizitätsgetue  von Lieberknecht reicht langsam.

Kann natürlich auch sein, dass der Club doch absteigt. Eine rechnerische Chance besteht. Aber dann spielen wir nächste Saison gegen Pauli und Union statt gegen Hoffenheim und Wolfsburg. Und vielleicht ja auch gegen Fürth. Es gäbe Schlimmeres.